Verpokert sich das texanische Steak oder die Peking-Ente am Ende?

Seit Monaten schaukelt sich der Handelskrieg zwischen den USA und China hoch. Die USA wollen die Hegemonialstellung verteidigen, welche sie durch Chinas Aufstieg zunehmend bedroht sehen. So haben die Amerikaner bereits Zölle im Volumen von 250 Milliarden Dollar gegen China verhängt. Die Volksrepublik sorgte unterdessen mit Strafzöllen auf US-Güter im Wert von 110 Milliarden Dollar für Vergeltung. Trump pokert und hat wiederholt damit gedroht, sogar sämtliche China-Importe mit Abgaben zu belegen, also „all-in“ zu gehen. Dieses Hin-und-Herr zwischen Amerikas Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping gleicht dem bekannten „chicken game“, doch wer weicht zuerst aus? Die weltweiten Aktienmärkte sind verunsichert und reagieren mit Kurskorrekturen. Jetzt stellt sich Frage, wer diesen Handelspoker gewinnt, oder ob beide einlenken um am Ende beide sogar voneinander profitieren zu können.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat das Potenzial, eine globale Rezession auszulösen. China stand zuletzt für fast 40 Prozent Wachstum in der Weltwirtschaft. Wenn das Land aufgrund der US-Zölle deutliche Wachstumseinbußen hinnehmen müsste, würde die Weltwirtschaft eine starke Grippe bekommen. In Europa verlangsamen sich die Wachstumszahlen bereits. In der globalisierten Weltwirtschaft gibt es nämlich eng verflochtenen Produktions-, Wertschöpfungs- und Lieferketten. Diese können durch einen solchen Handelskrieg schmerzvoll gekappt werden. Und die damit verbundene Unsicherheit, wie es weitergeht, führt zu weltweiter Zurückhaltung bei neuen Investitionen und schwächt so das Wachstum. Als Exportweltmeister wäre Deutschland auch überproportional davon betroffen. Ein Teufelskreis, bei dem alle Beteiligten ihre Chips am Pokertisch verlieren könnten.

Handelskrieg-USA-China

Rein zeitlich kommt dieser Handelskrieg sowohl für China als auch für die USA höchst ungelegen. Die Politelite in Peking hatte jüngst beschlossen, die ausufernde Kreditvergabe einzudämmen, Überkapazitäten in der Industrie abzubauen, höherwertigere Güter produzieren zu lassen und die ganze Wirtschaft nachhaltiger und umweltschonender zu machen. Der nun aufkommende Handelsstreit bremst diese Transformation – wie von den USA gewollt – massiv ein. Doch auch die USA wird getroffen, da die chinesischen Importwaren teurer werden, springt die Inflation an – und somit wird die US-Notenbank womöglich gezwungen sein, die Zinsen schneller anzuheben. Höhere Zinsen werden folglich auf der US-Wirtschaft lasten und vom US-Verbraucher auszubaden sein.
Die Tatsache, dass Trumps Republikaner gestern die Mehrheit im Kongress verloren haben, dürfte keine Auswirkungen auf das weitere Vorgehen im Handelskrieg haben. In der Außenpolitik hat die parlamentarische Konstellation nämlich keine nachhaltigen Wirkungen, da die ideologisch verankerten Feindbilder Iran, Russland und China in beiden Parteien präsent sind.
In den letzten Wochen war interessant zu beobachten, wie China sich immer mehr den europäischen Märkten öffnet und Bereitschaft für eine Ausweitung der Geschäftsbeziehungen signalisiert.

Zeichen der Entspannung im Handelskrieg mit China oder nur ein Bluff der USA?

Anfang November gab es jedoch ein erstes Zeichen der Entspannung. China und die USA streben nun wohl doch eine rasche Lösung an. Beim Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) Ende November in Argentinien wolle US-Präsident Donald Trump mit Chinas Präsident Xi Jinping eine Übereinkunft erzielen, Es habe wohl auch positive Telefonate zwischen den Machthabern stattgefunden. Wieder nur ein Bluff am Pokertisch, um die Midterms in den USA möglichst unbeschadet zu überstehen?

Die Gefahr ist riesig, dass die USA bei Fortsetzung des bisher eingeschlagenen Kurses am Ende die größten Verlierer sind. Sie werden den weiteren Aufstieg Chinas vielleicht verlangsamen und die Machtablösung an der Weltspitze hinausschieben, aber letztlich nicht verhindern können. Gut möglich, dass Amerika dann einen hohen Preis in Form von Wohlstandsverlusten und zusätzlicher Verschuldung zahlen muss. Die Chinesen sind leidensfähiger als die Amerikaner und sie können warten. Ihre Zeit wird so oder so kommen.
Pokern ist Trumps Politikstil. Falls er sich verpokert, könnte es für Amerika und sogar für den Rest der Welt ungemütlich werden. Lässt XI Jinping den Trumpschen Bluff ausfliegen und „called“ das „all-in“ der USA oder ist Trumps Pokerface einfach zu gut?