Im Jahr 2018 gehörte der brasilianische Leitindex Bovespa zu einem der ganz wenigen Aktienindizes, welche das Kalenderjahr mit einem Plus abschließen konnten. Auch in diesem Jahr steigen die Aktien aus Brasilien deutlich. Der Leitindex konnte im Jahr 2019 um 10 Prozent zulegen. Sollten nichtinvestierte Anleger jetzt noch in den Samba des Bovespas an der Börse mittanzen?

Bolsonaro setzt Reformen in Brasilien um – Kurse an der Börse klettern

Die Brasilianer sind von ihrer Regierung viel gewohnt. Schuldenkrisen, Korruptionsskandale, Hyperinflation und Währungsreformen sorgten an der Copacabana in den letzten Jahrzehnten immer wieder für Probleme. Seit dem 1. Januar 2019 regieren der neue Staatspräsident Jair Bolsonaro und sein neoliberaler Superminister Paulo Guedes. Seine angekündigten Reformen setzt er durch. Brasilianische Unternehmen sollen privatisiert werden, Kriminelle drohen härtere Strafen und der monatlichen Mindestlohn wurde leicht angehoben. Vor allem will die neue Regierung mit dem Verkauf von Staatsanteilen an Unternehmen und einem vereinfachten Steuersystem die Wirtschaft kräftig anzuschieben. Die Arbeitslosenrate beträgt nämlich immer noch 12 Prozent, aber es geht aufwärts. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für das laufende sowie das kommende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von über 2 Prozent. Zuletzt erreichte Lateinamerikas größte Volkswirtschaft derartige Wachstumszahlen im Jahr 2003. Richtungsweisend wird auch die Frage, ob Bolsonaro für seine Rentenreform eine Mehrheit bekommt. Höhere Beiträge und ein verspäteter Renteneintritt sollen den Staatshaushalt in den kommenden zehn Jahren um umgerechnet 237 Milliarden Euro entlasten. Die Maßnahme ist dringend erforderlich, um die rapide steigende Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Diese liegt aktuell bei 87% im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt. Der neue Regierungschef fordert auch, dass Brasilianer künftig mehr privat für das Alter vorsorgen. Die an private Pensionsfonds gezahlten Mittel dürften dann an der Börse in São Paulo investiert werden, was den dortigen Kursen sicherlich Auftrieb verleihen würde.

Gute Argumente für Aktien aus Brasilien

Der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas bietet Anlegern nachhaltige Argumente, welche für ein Investment am Zuckerhut sprechen. Die brasilianische Bevölkerung ist mit einem Durchschnittsalter von knapp 30 Jahren jung, dynamisch und konsumfreudig, zudem die wächst die Mittelschicht sukzessiv. Etwa 50% der knapp 210 Millionen Brasilianer zählen mittlerweile zur Mittelschicht. Diese 100 Millionen Brasilianer dürften den Binnenkonsum mächtig ankurbeln. Von diesem aufstrebenden Markt möchten auch die internationalen Großkonzerne profitieren. So haben Unternehmen wie Siemens oder Volkswagen in den letzten Jahren massiv in den Standort Brasilien investiert. Darüber hinaus verfolgt die brasilianische Zentralbank eine glaubwürdige Geldpolitik, um die Inflation auf unter vier Prozent zu senken. Aktuell beträgt die Teuerungsrate noch 3,9 Prozent.

Bovespa günstig bewertet

Der brasilianische Leitindex konnte vor kurzem zum ersten Mal die magische Marke von 100.000 Punkten überschreiten. Aktuell notiert er leicht darunter.

Bovespa-Brasilien-Börse

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,6 ist der Bovespa aktuell günstig bewertet. Die Dividendenrendite liegt bei 3 Prozent.

Weiterhin Samba an Brasiliens Börse?

Brasilien steht sicherlich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der Investoren. Chancenorientierte Anleger sollten Brasilien dennoch genauer unter die Lupe nehmen. Für antizyklische Investoren bietet das südamerikanische Land nach der Korrektur unter 100.000 Punkten gute Anlagechancen, welche jedoch mit gewissen Risiken verbunden sind. Sollten die Wirtschaftsdaten stabil bleiben oder sich gar weiter verbessern, können sich die Investoren auf eine weitere Runde Samba an Brasiliens Finanzmärkte einstellen.