Inflation und Geldentwertung in der Türkei

Aufgrund der Corona-Krise haben die weltweiten Notenbanken Billionen von US-Dollar, Euros, Yen oder anderen Devisen ins System gepumpt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Bei dieser ungezügelten Erweiterung der Geldmenge durch die Notenbanken dürfte klar sein, dass eine entsprechende Inflation nicht auf sich warten lassen kann. Wie stark eine Geldentwertung die Vermögen der Bürger schmelzen lässt, zeigt sich aktuell in der Türkei. Die Türkische Lira befindet sich seit Monaten im freien Fall. Zudem steigt die Inflation rasant. Im Juli lag die jährliche Inflationsrate bei 11,76 Prozent. Die türkischen Bürger flüchten zum Schutz ihres Vermögens immer mehr in Fremdwährungen und Gold.

Türkische Lira wertet massiv ab

Die Türkei kämpft nicht nur mit der Corona-Krise und deren wirtschaftlichen Folgen, sondern auch noch mit dem beschleunigten Kursverfall ihrer Währung und einer hohen  Inflation. Der Wechselkurs zum US-Dollar steht aktuell bei 7,24 Lira pro Dollar – historisch war die Lira noch nie so wenig wert. Seit Jahresbeginn hat die Lira gegenüber dem Dollar etwa 20 Prozent an Wert verloren. Auf Zehnjahressicht beträgt der Wertverlust sage und schreibe 79 Prozent.

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Quelle: VWD

Die Inflation bleibt hoch

Neben dem Wertverfall gegenüber Devisen bleibt auch die Inflation in der Türkei sehr hoch. Seit Jahren kämpft die Türkei mit Inflationsraten von über 10 Prozent pro Jahr. Die Kaufkraft der türkischen Lira schmilzt somit sprichwörtlich wie das Eis unter der Sonne im Bosporus.

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Quelle: VWD

Die türkische Notenbank versuchte zu kontern, sitzt aber auch in der Zwickmühle und sucht eine Balance zwischen Unterstützung der heimischen Wirtschaft und dem Kampf gegen eine hohe Inflation. Um die Inflation im Land abzufedern, erhöhte der damalige Notenbankchef im September 2018 den Leitzins auf satte 24 Prozent. Dies schadete natürlich der Wirtschaft, da dementsprechend hohe Zinsen für Investitionen gezahlt werden mussten. Einige Monate später wurde er abgesetzt und durch einen neuen Gouverneur ersetzt. Dieser senkte seitdem konstant die Leitzinsen auf inzwischen 8,25 Prozent. Die Inflation ist seitdem gesunken, liegt aber immer noch vergleichsweise hoch bei rund zwölf Prozent.

Zahlreiche Gründe für die Probleme

Neben dem oben erwähnten „Zinsproblem“ kämpft das Land am Bosporus mit weiteren Herausforderungen. Die Corona-Krise hat die ohnehin schon schwächelnde Wirtschaft hart getroffen. Der Außenhandel ist seit Jahren  schwach. Zudem ist die Abhängigkeit vom Tourismus ist in der momentanen Situation ein großes Problem, da Touristen momentan nur wenig Devisen ins Land bringen.  Der Tourismussektor ist in der Türkei nämlich nahezu komplett eingebrochen, auch weil die Türkei  von zahlreichen Staaten auf der Liste der Risikoländer geführt wird.

Kapitalflucht und Gold – Vermögende Türken schützen Vermögen vor Inflation

Die türkischen Bürgern machen sich zunehmend Sorgen und flüchten verstärkt in Devisen und Gold um die Kaufkraft ihres Vermögens zu erhalten. Wer ein Fremdwährungskonto besitzt, der versucht schnellstmöglich seine Lira in „harte“ Währungen wie den US-Dollar, den Euro oder den Schweizer Franken zu tauschen. Die Einlagen von Sparern und Unternehmen in ausländischen Devisen  sind in den ersten sieben Monaten des Jahres auf 248,6 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem ziehen zahlreiche ausländische Investoren ihr Kapital ab. Laut Bloomberg haben ausländische Investoren 2020 bis jetzt netto 12 Milliarden US-Dollar aus türkischen Assets abgezogen. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass Investoren nervöser werden und Investments in der Türkei zunehmend misstrauen.

Außerdem wird wie verrückt Gold gekauft. In der Türkei ist Gold seit Jahrzehnten als Inflationsschutz beliebt. Folgender Chart zeigt, dass der Goldpreis in türkische Lira massiv gestiegen ist. So können Goldanleger in der Türkei ihre Kaufkraft erfolgreich sichern.

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Quelle: VWD

Warnendes Beispiel für hiesige Anleger

Die massive Erweiterung der Geldmenge muss auch hierzulande zwangsläufig zur Inflation führen. Das Beispiel Türkei zeigt wie schnell dies geschehen kann. In Phasen hoher Inflation helfen Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Gold die Kaufkraft zu erhalten. Geldwerte sind in diesem Szenario die Verlierer. Jedes gut strukturierte Vermögen sollte daher zwischen fünf und zehn Prozent Gold allokiert haben.