Im Handelskrieg um drohende Strafzölle bei Einfuhr von europäischen Autos geht in die heiße Phase. Das Handelsministerium in Washington hat seinen Prüfbericht an Präsident Donald Trump übergeben. Bei diesem Bericht soll festgestellt werden, ob diese Autoimporte tatsächlich als Bedrohung der nationalen Sicherheit anzusehen sind. Trump hat nun 90 Tage Zeit, um auf Basis des Prüfberichts zu entscheiden, ob er Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autoeinfuhren verhängt. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, stellt sich natürlich die Frage, ob diese Zölle nur die europäischen Autobauer treffen oder nicht viel mehr die USA selbst.

Strafzölle auf Autos sind auch für die USA gefährlich

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden diese möglichen Autozölle Europas und vor allem Deutschlands Wirtschaft mitten ins Herz treffen, gilt die Autoindustrie mit den starken Marken wie BMW, Audi oder Daimler doch seit Jahrzehnten als Sinnbild für Innovation und Qualität. Schaut man sich Gesamtlage an, wird schnell klar, dass die USA sich mit diesem Schachzug womöglich selbst am meisten schadet. Im Jahr 2017 belief sich das Volumen der Auto-Importe und Importe von Autoteilen auf 340 Milliarden Dollar. Die mögliche Erhebung dieser Zölle dürften die Autopreise um mehrere Tausend Dollar erhöhen und Hunderttausende Jobs in den Vereinigten Staaten kosten. Am Wochenende schaltete sich auch Bundeskanzlerin Merkel ein. Sie kann nicht nachvollziehen, dass die europäischen Autobauer die nationale Sicherheit in Amerika gefährden sollen, ganz im Gegenteil. Das größte BMW Werk der steht in South Carolina und nicht etwa in München. Laut Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) haben deutsche Hersteller in den vergangenen Jahren in rund 300 US-Fabriken über 113.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die US-Autobranche sprach sich somit ebenfalls gegen diesen Eingriff aus. Außerdem könnten europäische Autobauer die Investitionen in den USA drosseln. Trump lässt sich nicht in die Karten schauen. Bei einer Visite deutscher Auto-Bosse im Dezember in Washington zeigte sich Trump angetan von der Zusage von VW, BMW und Daimler, zusätzlich dreistellige Millionensummen in US-Produktionsstandorte zu investieren. Aber er nahm die Androhung von Strafzöllen nicht vom Tisch.

Die EU muss bei einem Handelskrieg gegensteuern

Die Gefährdung der nationalen Sicherheit als Vorwand zu nutzen, um Zölle erheben zu wollen, verstößt klar gegen die Regeln des fairen Welthandels. Hier ist umgehend die Europäische Union gefordert. Tatsächlich hat die EU bereits deutlich gemacht, dass sie auf neue US-Zölle mit Vergeltungszöllen reagieren würde. Schaut man sich die Zahlen an, wird schnell klar, dass Europa und insbesondere Deutschland keine Gefahr für die USA darstellen. 2017 wurden in den USA 17,2 Millionen Autos verkauft. Über die Hälfte (52 Prozent) wurden in Amerika hergestellt. Der Rest verteilt sich auf Mexiko (14 Prozent), Kanada (11), Japan (10), Südkorea (5), Deutschland (3) und übrige Länder (5).

Autozölle wären für deutsche Autobauer verkraftbar

Sollten die Zölle wirklich kommen und länger Bestand haben, würden BMW, Daimler & Co ihre Strategien vermutlich zeitnah anpassen und mehr Modelle in den USA und Mexiko produzieren lassen. Zudem ist Amerika nicht mehr der wichtigste Absatzmarkt. China ist das inzwischen wichtigste Land für deutsche Hersteller. Darüber hinaus handele es sich bei den in den USA gefragtesten deutschen Wagen um Modelle der Oberklasse, bei denen durch Strafzölle verteuerte Preise nicht entscheidend seien. Möchte beispielsweise ein vermögender Amerikaner unbedingt einen 7er BMW mit Vollausstattung, wird er diesen kaufen, auch wenn das Fahrzeug entsprechend teurer ist.

Auswirkungen der Strafzölle aus einzelne Länder

  Strafzölle -Handelskrieg-USA-Europa-Autos-EU Quelle: ifo-Institut

Der Ball liegt bei Trump

Trump hat jetzt bis mindestens Anfang Mai Zeit für die Entscheidung. Laut Regierungskreisen hat er sich noch nicht festgelegt. Der Handelskrieg mit China, wo es um viel mehr geht, absorbiere zurzeit „fast alle Kräfte“. Es wird spannend sein zu beobachten, ob der US-Präsident ein den nächsten „Zollkriegsplatz“ eröffnet. Wenn er sich mit der gesamten Welt anlegt, dürfte Amerika den Platz als Verlierer verlassen.