Der Goldpreis korrigierte in den letzten sechs Monaten deutlich. Von 1365 US-Dollar je Feinunze ging es bis 1170 US-Dollar bergab, aktuell notiert der Kurs bei 1200 US-Dollar. Dabei hatte das Jahr 2018 für die „Goldbugs“ so gut angefangen. Politische Unsicherheiten, der Handelskrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt und eine anziehende Inflation ließen den Preis für das Edelmetall zunächst steigen, dann die Korrektur von über 10 Prozent. Ist Gold nun nicht mehr das „bessere Geld“ bzw. der vermeintlich sichere Hafen?

Um es vorwegzunehmen: Gold hat als Krisenschutz längst nicht ausgedient. Ganz im Gegenteil. Somit ist es umso verwunderlicher, dass der Preis des gelben Metalls so deutlich korrigiert. Die politische Situation in Europa, insbesondere in Italien, ist ein explosives Pulverfass, die weltweite Verschuldung wächst wie ein Krebsgeschwür weiter und das Inflationsgespenst ist zurück. Zu allem Überfluss ziehen die Zinsen an, insbesondere in den USA. Jeder Laie weiß, dass eine Kombination aus höherer Verschuldung und steigenden Zinsen ein tödlicher Cocktail ist. Doch damit nicht genug.

Eine Finanz- und Bankenkrise „extra large“ wird immer wahrscheinlicher. Die Gesamtverschuldung der Welt ist seit 2008 massiv gestiegen und beläuft sich aktuell auf knapp 250 Billionen US-Dollar. Dieser Schuldenexzess kann niemals zurückgezahlt werden und sorgt für ein fragileres Finanzsystem, dass die Statik eines Kartenhauses hat. Zudem haben zahlreiche Banken massiv Probleme, da zum einem ihr Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert und zum anderen riesen Volumen an Derivaten wie ein Damoklesschwert über den Finanzhäusern schwebt.

Vor allem die Inflation, also die Geldentwertung, ist maßgeblich für die Entwicklung des Goldpreises maßgebend. Die Geschichte zeigt, dass ein negativer Realzins, also Nominalzins minus Inflationsrate, ein optimales Umfeld für den Goldpreis darstellen. Solange Anleger mit festverzinslichen Papieren positive Renditen erzielen können, wirkt Gold als Anlage unsexy. Dreht sich das Blatt, wird Gold als Wertaufbewahrungsobjekt immer wichtiger.

Die steigenden Realzinsen sind wohl auch der Hauptgrund für die Goldpreiskorrektur der letzten Monate. Zudem ist die Grundstimmung an den Finanzmärkten nach wie vor positiv.

Zwei Gründe sprechen für Gold und gegen Geld

Wir gehen davon aus, dass eine anziehende Inflation, verbunden mit negativen Realzinsen, der Nährboden für einen steigenden Goldpreis sein werden. Und dieser Boden wird durch zahlreiche Faktoren, auch dank Donald Trump, gedüngt werden. In der EU liegt die Verbraucherpreisinflation aktuell aber bei 2,1 Prozent, in den USA bei 2,3. Weitere Treiber für steigende Inflationsraten sind ungeniertes Gelddrucken der Notenbanken, steigende Rohstoffpreise und anziehende Löhne, welche dafür sorgen, dass zahlreiche Waren und Dienstleistungen sprunghaft teurer werden sollten. Zudem könnte ein eskalierender Handelskrieg mit seinen Strafzöllen die Verbraucherpreise massiv anschieben. Die Zutaten für einen Inflationscocktail liegen auf dem Tisch. Einen zusätzlichen Turbo würde der Goldpreis erhalten, wenn die FED in Amerika die Zinsen senken müsste oder einen Zinsunfall produziert. Ein weiterer Grund für einen starken Goldpreisanstieg wäre ein schwarzer oder grauer Schwan, wie eine neue Bankenkrise oder das Zusammenbrechen des Euros dar.

Anleger müssen bei Gold Kurs halten

Interessant zu beobachten ist die Tatsache, dass die Notenbanken massiv Gold kaufen. In der Regel wissen die Zentralbanken genau was die Folgen des Gelddruckens sind. China, Russland, die Türkei und Indien steigerten in den letzten Jahren ihre Goldbestände besonders stark. Ungarn hat seine Goldreserven unlängst verzehnfacht. Im Jahr 2018 lieferten Argentinien, die Türkei und Venezuela einen bitteren Vorgeschmack dessen, was es bedeutet wenn die Landeswährung drastisch an Wert verliert und die Inflation explodiert. Goldbesitzer konnten die Kaufkraft halten. So stieg der Goldpreis in Venezuela in der Landeswährung um gigantische 13 000 Prozent.

Schlussfolgernd bleibt festzuhalten, dass das gelbe Edelmetall nach einigen schwierigen Monaten oder sogar Jahren vor einem Turnaround steht. Wie beschrieben, gehen wir davon aus, dass eine anziehende Inflation in Kombination mit negativen Realzinsen für einen steigenden Goldpreis sorgen wird. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass geopolitische Spannung oder eine Finanzkrise XL unserem Szenario zuvorkommen. Deshalb ist und bleibt das Edelmetall ein unverzichtbarer Kernbestandteil eines gutstrukturierten Depots. Auch in Zeiten fallender Preise sollten Anleger Kurs halten und dem Gold treu bleiben. Günstige Preise können zum Nachkaufen genutzt werden. Gold ist die Versicherung des eigenen Vermögens. Denn schon Starinvestor Warren Buffet wusste: „Wenn die Ebbe kommt, sieht man wer ohne Badehose geschwommen ist.