Das erste Halbjahr 2019 verlief für Aktionäre und Anleger, die im Tal der Tränen nicht das Handtuch geworfen haben, zufriedenstellend. Der DAX konnte bis Anfang August um 10 Prozent zulegen, der amerikanische S&P500 stieg um 14 Prozent. Das schlechte Börsenjahr 2018 schien teilweise vergessen. Zudem stellten sowohl die europäische als auch die amerikanische Notenbank Zinssenkungen und weitere geldpolitische Maßnahmen in Aussicht, welche die Aktienkurse durch das billige Geld weiter beflügeln sollten. Was soll da noch schief gehen? Doch diese trügerische Sicherheit kann sich auch zu einer plötzlichen Panik entwickeln, denn das Eis des langjährigen Börsenaufschwungs wird immer dünner
Billiges Geld und tiefe Zinsen sorgen bei Aktien für Partystimmung
Ursprünglich wollte die amerikanische Notenbank FED den Leitzins in diesem Jahr drei- bis viermal erhöhen, da die US-Wirtschaft so robust erwartet wurde. Steigende Zinsen sind in der Regel nicht optimal für die Aktienmärkten, da die Unternehmen höhere Zinsen für ihre Kredite zahlen müssen und Anleger bei höheren Zinsen eher dazu neigen in Anleihen statt in Aktien zu investieren. Das Jahr 2019 war jedoch erst wenige Wochen alt, als die FED einen U-Turn vollzog und mitteilte, dass es im Jahr 2019 wohl keine Zinserhöhung geben werde. Seit zwei Wochen wissen wir, dass die Notenbank den amerikanischen Leitzins sogar zum ersten Mal seit 11 Jahren gesenkt hat. Im Verlauf des ersten Halbjahres wurde die Stimmung der Anleger also immer besser, da die Aussicht auf billiges Geld und die steigenden Aktienkurse wie eine Partydroge wirkte.
Stimmung der Berater bei US-Aktien noch immer positiv
Quelle: VWD
timmung an der Börse: Anleger im Rausch
Das positiv scheinende Gesamtbild sorgt dafür, dass zahlreiche Anleger zu sorglos sind. Die hohen Kursverluste aus dem zweiten Halbjahr 2018 waren wohl kein ausreichender Warnschuss. Anhand dieses Charts sehen wir, wie schnell die Anlegerstimmung im Jahr 2019 wieder besser wurde.
In den letzten Tagen könnten wir jedoch erleben, wie schnell sich das Blatt wendet. Innerhalb von zehn Tagen verlor der Dax 750 Punkte. Die lauernden Gefahren sind vielfältig: Donald Trump ist unberechenbar. Was passiert, wenn Trump nun Europa oder gar Deutschland mit der gleichen Härte angeht, mit der er China bearbeitet? Und was, wenn der harte Brexit nun Gestalt annimmt?
Die Börsenstimmung unter den Anlegern schlug auch radikal, wie der Fear & Greed Index eindrucksvoll zeigt. Zwar sind wir noch nicht im Bereich der absoluten Panik angekommen, zahlreiche Anleger dürften aber aus Angst schon den „Sell-Button“ gedrückt haben.
Schwarzer Schwan kann Verkaufspanik auslösen
Wann der nächste Börsencrash kommt, ist kaum exakt vorherzusagen. Meistens wird dieser durch einen „Schwarzen Schwan“ ausgelöst. Als Schwarzer Schwan (Black Swan) wird an der Börse ein unvorhergesehenes Ereignis bezeichnet, welches wirtschaftliche Entwicklungen eine entscheidende Wende gibt. Die Terroranschläge am 11. September 2001 oder die Pleite von Lehman Brothers 2008 waren solche „Black Swans“. Dies sorgte für Panikverkäufe an der Börse. Wir können uns durchaus vorstellen, dass eine Bankenkrise 2.0 XXL in den nächsten 12 Monaten so ein schwarzer Schwan sein könnte. Um die Stabilität der europäischen Bankhäuser ist es nämlich alles andere als gut bestellt. Ein weiterer Auslöser könnte der Euroaustritt eines Landes wie Italien darstellen. Ohne eine Bereinigung der faulen Schulden bleibt die Eurozone ein Pulverfass. Der Kaiser scheint nackt zu sein, es will nur noch niemand wahr haben.
Erst Panik, danach Kater, schließlich eine Kaufchance
Es wird auch wieder einen nachhaltigen Aufschwung an den Börsen geben, aber vorher muss eine hohe Verkaufspanik herrschen, wo zahlreiche Anleger panikartig ihre Aktien abstoßen. Erst dann ist die Zeit gekommen, Qualitätsaktien wieder günstig einzusammeln. Vorher macht es Sinn die Aktienpositionen abzusichern: Getreu der Börsenweißheit:
„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“