Das erste Drittel des Börsenjahres 2019 lief hervorragend. Der deutsche Leitindex DAX konnte seit Jahresbeginn um 16 Prozent zulegen. Das amerikanische Pendant Dow Jones stiegt um 14 Prozent und der MSCI World kletterte um 16 Prozent. Klingt alles sehr gut, doch schaut man sich die Daten detailliert an, fällt eines besonders auf: Das Handelsvolumen in den letzten Monate war sehr dünn. Heißt im Klartext, dass kaum jemand bei der Kursrally dabei war. Handelt es sich deshalb um eine Geisterrally an der Börse?

Privatanleger verkauften ihre Aktien an der Börse zu ungünstigem Zeitpunkt in 2018

Zahlreiche Börsen sind gut ins Jahr 2019 gestartet, nachdem das dritte und vierte Quartal 2018 die Performance vieler Depots zweistellig ins Minus gedrückt hat. Mutige Anleger, welche beispielsweise dem DAX treu blieben und im vierten Quartal 2018 nicht verkauften, konnten ihre Verluste aus dem Vorjahr reduzieren. Schaut man sich die Umsatzstatistiken des Deutschen Fondverbands (BVI) an, so sieht man, dass vor allem Privatanleger ihre Aktien im November und Dezember aus Angst verkauft haben. Laut Statistik des BVI lag das netto Mittelaufkommen bei Aktienfonds im November 2018 bei -707 Millionen und im Dezember gar bei – 1.309 Millionen Euro. Hier wurden also massiv Aktien abgestoßen. Diese ängstlichen, emotional agierenden Anleger haben ihre Depots somit auf dem Tiefpunkt bereinigten und die Verluste realisiert.

Ohne Aktienrückkäufe wäre das Handelsvolumen unterirdisch

In Amerika zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, allerdings mit einem Unterschied. Die amerikanischen Privatanleger standen ebenfalls vorwiegend auf der Verkäuferseite. Gekauft haben dort aber vor allem die Unternehmen selbst, die ihre Aktienrückkaufprogramme deutlich ausgeweitet haben. US-Unternehmen kauften vor allem wegen der Steuerreform von Präsident Donald Trump immer mehr eigene Aktien zurück. Die Aktienrückkäufe, der im S&P 500 gelisteten Firmen, erreichten im vergangenen Vierteljahr Rekordniveau. Tech-Riesen wie Apple, Alphabet oder Cisco haben gigantische Rückkaufprogramme aufgelegt und nutzen diese Maßnahme dazu, ihre Bewertungen an der Börse künstlich auf hohem Niveau zu halten. Kauft ein Unternehmen seine eigenen Aktien nämlich zurück, steigert dies den Wert der Papiere auf zwei Wegen. Einerseits sinkt die Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien, auf die sich der Unternehmensgewinn verteilt, so dass auf jede einzelne Aktie ein größerer Anteil entfällt. Und zweitens treten die Unternehmen am Aktienmarkt als Käufer auf und erhöhen damit die gesamte Nachfrage nach ihren Papieren. In den USA standen zahlreichen Konzernen nach der Steuerreform zum Teil enorme Mengen an Liquidität zur Verfügung. US-Präsident Trump hatte zwar versprochen, derartige Mittel sollten genutzt werden, um in den Vereinigten Staaten zu investieren und neue Jobs zu schaffen. Einen Großteil dieser Gelder, das zeigen Statistiken, stecken die Unternehmen jedoch in den Rückkauf der eigenen Aktien. Das Volumen der Aktienrückkäufe in Amerika ist auf Rekordhoch. Dies heißt im Umkehrschluss natürlich, dass bei der Kursrally der letzten drei Monate kaum jemand dabei war.

Aktienrückkäufe auf neuen Hochs

Aktien-Kursrally-Börse Quelle: Birinyi Associates

Wann kaufen Privatanleger wieder Aktien an der Börse ?

Die Geschichte zeigt, dass die meisten Privatanleger in der Regel emotional handeln. So verkaufen diese ihre Aktien oftmals aus Angst zu Tiefstkursen. Klettern die Aktien anschließend wieder in die Nähe der Allzeithochs kaufen diese Anleger wieder, da sie Angst haben einen satten Gewinn zu verpassen. So auch dieses Mal? Im November und Dezember warfen die ängstlichen Anleger ihre Aktien aus den Depots. Seither stauen sie teilnahmslos, wie die Aktien ein Hoch nach dem Anderen markieren. Auch zahlreiche institutionelle Investoren stehen mit prall gefüllten Taschen seit Monaten am Seitenrand. Nach dem starken ersten Quartal werden diese „Investoren“ wohl bald wieder die Aktienbühne betreten (müssen), dies dann aber zu Kursen die 20 Prozent über den Verkaufskursen aus 2018 liegen. Diese Mittelzuflüsse könnten die Börsen zu neuen Allzeithochs führen. Smarte Investoren, welche zu Tiefstkursen gekauft haben, werden diese Möglichkeit nutzen um Kasse zu machen. Den Letzten „Privatanleger“ beißen dann bekanntlich wieder die Hunde