An der Börse haben sich Aktienrückkäufe in den letzten Jahren als der Kursturbo, vor allem in den USA, erwiesen. Zahlreiche Unternehmen kauften massiv eigene Aktien zurück. Das billige Geld macht diese Kapitalmaßnahme für Unternehmen attraktiv. Sind diese Eingriffe sinnvoll oder handelt es sich um ein teures Wagnis, welches sich als schlechte Investition erweisen kann?

Massive Aktienrückkäufe

Aktienrückkäufe lagen in den letzten Jahren voll im Trend. Dem billigen Geld sei Dank. Bei dieser von großen Konzernen häufig durchgeführten Kapitalmaßnahme kauft das Unternehmen seine eigenen Wertpapiere über den Kapitalmarkt zurück. Dadurch erhöht es die Nachfrage und stärkt so den eigenen Aktienkurs. Diese Rückkaufprogramme sind jedoch streng an gesetzliche Regeln gekoppelt. Die Hauptversammlung muss die Unternehmensleitung ermächtigen, dass diese überhaupt tätig werden kann. Dort wird auch festgelegt, welchen Anteil am Grundkapital das Unternehmen zurückerwerben darf.

Während bei gewöhnlichen Anlegern die gekauften Aktien selbstverständlich ins Depot gebucht würden, vernichtet das Unternehmen in den meisten Fällen die erworbenen Wertpapiere. Die zweite positive Folge für den Aktienkurs nach der Kursstabilität resultiert aus dieser Vernichtung. Die Anzahl der Aktien sinkt, sodass der Gewinn je Aktie steigt, da dieser auf weniger Aktien verteilt wird. Die Dividendenrendite wächst somit ebenfalls und erhöht deswegen die Nachfrage nach den Titeln.

Vor allem US-Unternehmen kauften massiv Aktien zurück

Unternehmen aus den USA kündigten im Jahr 2021 Aktienrückkäufe für die Rekordsumme von einer Billion Dollar an. Somit sind die Unternehmen selbst die größte Käufergruppe an der Wall Street. Allein Apple und Alphabet haben ihren Aktionären neuerliche Rückkäufe von zusammen 140 Milliarden Dollar versprochen, bei Microsoft waren es 60 Milliarden Dollar. 

In diesem Aspekt hinkt Europa weit hinterher. In Europa kauften die Unternehmen letztes Jahr nur für rund 70 Milliarden Euro eigene Aktien zurück. Zu den großen Rückkäufern zählen der Nahrungsmittelriese Nestlé und der deutsch-amerikanische Industriegasspezialist Linde.

Buy-backs treiben die Kurse an der Börse

Studien legen ganz klar einen positiven Zusammenhang zwischen Aktienrückkäufen und Aktienperformance nahe, zumindest in der kurz- bis mittelfristigen Sicht.

Betrachtet man den Zeitpunkt der Aktienrückkäufe, so sieht man, dass diese meist zu Börsenboomzeiten ihren Höhepunkt erlebten. Heißt, ein Kauf der Aktien zu einem verhältnismäßig hohen Preis. 

Aktienrückkäufe-Börse

Nicht selten werden Aktienrückkäufe zum Kaschieren einer schwachen Wertentwicklung benutzt. Das Hauptproblem bei Aktienrückkäufen liegt folglich darin, dass die Auswirkungen schlechter Managemententscheidungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung für alle Anleger sichtbar werden, da sie den Aktienkurs kurzfristig nach oben verzerren und den „uninformierten Aktionär“ glauben lassen, dass alles in bester Ordnung sei.

Kapitalkosten sind gestiegen

Die Finanzierung von Aktienrückkäufen erfolgt meistens mittels Anleihen. Fremdkapital war in den letzten Jahren extrem günstig, sodass zahlreiche Unternehmen die vermeintliche Gunst der Stunde nutzen, um Kredite aufzunehmen und Aktien zurückzukaufen. Daher stieg die Verschuldung der Unternehmen rasant.

Mittlerweile hat sich das Zinsblatt aufgrund deutlich teurerer Finanzierungen gedreht. Die Firmengewinne bröckeln immer heftiger in mehreren Branchen. Somit dürften die Aktienrückkäufe zukünftig nicht mehr so massiv ausfallen. Dies heißt natürlich auch, dass ein wichtiger Käufer am Markt wegfällt oder sich zumindest deutlich zurückhält. 

Kauf der eigenen Aktien hat nicht nur Vorteile

Ob solche Aktienrückkäufe sinnvoll sind, hängt von den genauen Umständen ab. Zunächst einmal kann es steuerliche Vorteile mit sich bringen, wenn ein Unternehmen mit seinen Überschüssen Aktien zurückkauft. Eine solche Maßnahme kann außerdem einen Schutz vor Übernahmen darstellen.

Aber es gibt durchaus Nachteile. Wenn sich das Unternehmen für einen Aktienrückkauf entscheidet, heißt das auch, dass die Überschüsse nicht in den Ausbau von Kapazitäten, die Forschung oder die Erschließung neuer Märkte investiert werden. Ein Nachteil ergibt sich für Anleger zudem beim Rückkauf zu überhöhten Kursen. Folgt beispielsweise nach einem Aktienrückkaufprogramm eine Gewinnwarnung infolgedessen der Aktienkurs einbricht, hat das Unternehmen die Aktien zu teuer zurückgekauft. Ein Blick auf den Chart lässt wohl erahnen, dass es sich bei den Transaktionen der letzten Monate eher um eine gefährliche Kurskosmetik handeln könnte.

Somit wird in den nächsten Monaten zu beobachten sein, ob die in den letzten Jahren durchgeführten Rückkäufe Fluch oder Segen waren – den Schaden zahlen nämlich die Aktionäre.