Die Börse kennt seit 15 Monaten nur eine Richtung – und zwar gen Norden. Nach dem Corona-Crash im März und April 2020 haben sich die Aktienkurse signifikant erholt. Der deutsche Leitindex DAX markierte am 13. August sein bisheriges Rekordhoch von 16016 Punkten. Seit Jahresbeginn liegt der DAX somit 14 Prozent im Plus. Die amerikanischen Indizes Dow Jones und S&P markierten jüngst ebenfalls neue Höchststände. Scheint fast zu schön, um wahr zu sein. Doch erste Investoren stellen sich die Frage, wann der Crash kommt.

Börse macht Freude

Als im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie die westliche Welt erreichte, fielen die Aktienkurse stark. Zahlreiche Investoren und Anleger hatten Angst und warfen ihre Aktien auf den Markt. Die Ungewissheit war groß und Panik an der Börse machte sich breit. So fiel der deutsche Leitindex DAX innerhalb von Wochen um 35 Prozent.

Boerse-Crash-Chart

Quelle: VWD

Doch die Kurse erholten sich schnell. Ab Mai setze eine regelrechte Erholungsrally ein. Die Aktienkurse stiegen anschließend immer weiter. Nur im Herbst 2020 gab es einen kleinen Rücksetzer, der aber nur von kurzer Dauer war. In diesem Jahr stiegen die Kurse der Aktien  weiter, sodass zahlreiche Indizes neue „All-time-Highs“ erreichten. So beispielsweise der DAX und der Dow Jones.

Börse am Scheideweg – Hausse oder Crash?

Die Datenlage ist gemischt. Einige Faktoren sprechen für einen weiteren Anstieg der Aktienkurse. So sind die Aktienbewertungen momentan moderat. Der Dax weist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,7 auf, was historisch als attraktiv bezeichnet werden darf. Beim Dow Jones beziehungsweise bei S&P500 liegen die KGVs bei 19,2 und 22,2.

Das niedrige Zinsniveau spricht nach wie vor für Aktien. Unternehmen können zum einem günstig finanzieren, zum anderen stellen Zinsanlagen aktuell nicht wirklich eine Konkurrenz für Aktien dar. Darüber hinaus ist das Wirtschaftswachstum in Takt, vor allem in Asien und in Amerika wächst die Wirtschaft ordentlich. So liegt das Bruttoinlandsprodukt in China aktuell bei 7,9 und in den USA bei 12,2. Europa hält in diesem Vergleich gut mit. So liegt das BIP in Deutschland momentan nur bei 9,2.

Was spricht für einen Crash an der Börse?

Es gibt aber auch Faktoren, die das Bild eintrüben. So spricht der Saisonfaktor, historisch betrachtet, für eine Korrektur an den Aktienmärkten. Die Monate August und September sind eher schlechte Börsenmonate. Sorgen über die Delta-Variante des Coronavirus und eine sich verlangsamende US-Wirtschaft überschatteten den Optimismus der Anleger. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die teilweise sehr guten Quartalszahlen oftmals nicht zu weiteren Steigerungen der Aktienkurse geführt haben. Hier ist eine gewisse „Sättigung“ erkennbar. Ein weiterer Rückschlag kam aus China: Das Wachstum der chinesischen Industrie ist im Juli infolge schrumpfender Nachfrage wegen hoher Produktpreise stark zurückgegangen.  Ein Blick auf die Charttechnik deutet ebenfalls eine „gesunde“ Korrektur an. Der Aufwärtstrend ist weit fortgeschritten. Zudem haben sich die Kurse der Indizes sehr weit von der 200-Tageslinie entfernt. In der Vergangenheit war dies häufig ein Vorbote einer Korrektur. Ein weiterer Faktor, der uns in den täglichen Gesprächen mit Kunden oder Interessenten auffällt, ist die Tatsache, dass Privatanleger jetzt die Aktienquoten erhöhen und das Risiko ausweiten. Dies hat eindeutig mit dem Verhaltensmuster Angst und Gier zu tun. Wir halten es da eher mit Warren Buffett, dessen Rat lautet: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind“.

Crash-Boerse-Dax

Quelle: VWD

Quo vadis Börsenherbst 2021?

Bei der GVS Financial Solutions arbeiten wir mit unserer hauseigenen regelbasierten GVS-Börsenampel, die sich aus vier Faktoren zusammensetzt. Anhand dieser regelbasierten Anlagestrategie schalten wir die Emotionen konsequent aus. Einer dieser Faktoren ist der Saisonfaktor. Dieser ist momentan rot. Somit haben wir in den letzten Tagen Kursgewinne bei Aktien realisiert und die Aktienquote in den Kundendepots gesenkt. Eine Korrektur von 10-15 Prozent halten wir für durchaus möglich. Ab Oktober wird der Saisonfaktor wieder auf grün springen. Sollten die anderen Indikatoren wie der Börsentrend, das Zinsniveau und die Währungstendenz auch positive Signale liefern, werden wir die Aktienquote für den Börsenherbst 2021 wieder deutlich erhöhen. Denn langfristig führt kein Weg an der Aktie vorbei.