Der Dax brach im Jahr 2018 um über 18 Prozent ein. Für die größten deutschen Aktien war das erste Verlustjahr seit 2011. Ein Kurseinbruch von fast 20 Prozent ist schon eine Hausnummer. Doch die Börsenstimmung ist im Großen und Ganzen noch gut – zu gut? Von Panik war bisher nichts zu spüren. Somit stellen wir uns die Frage, ob der eigentliche Ausverkauf an den Börsen noch bevorsteht.
Die Börsenstimmung ist (noch zu) optimistisch
Wie jedes Jahr im Januar orakeln die größten Finanzinstitute Deutschlands, wo der deutsche Leitindex Dax am Jahresende steht. Für 2019 liegt die durchschnittliche Prognose bei 12.053 Dax-Punkten. Zur Erinnerung: Der Dax schloss das Jahr 2018 bei 10.558 Punkten ab. Dies bedeutet, dass die Banken im Durchschnitt einen sehr positiven Jahresverlauf von knapp 14 Prozent prognostizieren. Was sollen Banken auch anders sagen. Anlageprodukte verkaufen sich eben besser, wenn steigende Kurse prognostiziert werden. Sie könnten auch Ihren Friseur frage, ob Sie einen neuen Haarschnitt brauchen. Andere Branche, gleiche Hintergedanken.
Um den Jahreswechsel herrscht Optimismus bei den Börsianern. Neben den Banken gehen diverse Fondmanager und Privatanleger von wieder anziehenden Aktienkursen aus. Nach dem Börsengewitter der vergangenen Monate sehen Aktien optisch wieder günstiger aus. So mancher wittert da ein Schnäppchen. Das kann gut gehen, muss es aber nicht.
Das erste Quartal wird richtungsweisend für Aktien , Brexit or Exit vom Brexit sei Dank
Bereits im Januar wird das britische Parlament über die mit der EU getroffene Austrittsvereinbarung abstimmen. Im März wird dann klar sein, zu welcher Art Brexit es kommen wird.
Ebenfalls im März endet die Pause, welche sich USA und China in ihrem Zollstreit gegönnt haben. Alles ist möglich: neue Zölle inklusive einer Eskalation des Handelskriegs oder eben eine Einigung. Im März werden die maßgeblichen Weichen für das Börsenjahr 2019 gestellt werden. Zwar sind diese Faktoren seit Monaten bekannt, dennoch können negative Entwicklungen die Stimmung an den Finanzmärkten massiv eintrüben lassen.
Schwarzer Schwan könnte für Verkaufspanik sorgen
Wann der nächste Börsencrash kommt, ist kaum seriös vorherzusagen. Meistens wird dieser durch einen „Schwarzen Schwan“ ausgelöst oder eine Inversion der US-Zinsstrukturkurve. Der Teufelsjunge Powell wird auch weiterhin an der Zinsschraube drehen und diese überdrehen, so dass heiße Luft aus der mit billigem Geld aufgepumpten US-Wirtschaft entweichen wird.
Einer dieser „plötzlichen Schocks“ könnte eine Bankenkrise 2.0 sein. Zahlreiche Bankhäuser leiden unter hohen Bergen von faulen Krediten, welche nicht mehr zurückgezahlt werden können. Zudem schmelzen die Erträge wie das Eis in der Sonne.
Zudem kann das Thema Italien jederzeit einen Börsencrash auslösen. Sollte Italien die Eurozone verlassen, wäre das Schicksal der europäischen Gemeinschaftswährung wohl besiegelt. Europa braucht also dringend einen geordneten Prozess, um die Überschuldungssituation von Staaten und Privathaushalten zu lösen. Dazu müssen Gläubiger, also vor allem Deutschland, und Schuldner sich zu einer Kombination aus Schuldenerlass, Schuldensozialisierung und Schuldenstreckung unter Teilnahme der EZB durchringen. Ohne eine Bereinigung der faulen Schulden bleibt die Eurozone ein Pulverfass. Der Kaiser scheint nackt zu sein, es will nur noch niemand wahr haben.
Damit es einen nachhaltigen Aufschwung an den Börsen geben kann, muss erst noch ein „Blutbad“ erfolgen, wo viele Anleger panikartig ihre Aktien abstoßen. Dann ist erst die Zeit gekommen, Qualitätsaktien wieder günstig einzusammeln. Getreu der Börsenweisheit: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“