ESG bzw. Nachhaltigkeit ist bei Investoren in aller Munde. Fonds, die den nachhaltigen ESG-Kriterien entsprechen, schießen wie Pilze aus dem Boden. Im Anlagebereich ist in den letzten Monaten ein wahrer Boom bei den grünen Investments entstanden. Kritische Investoren stellen sich die Frage, ob nachhaltige Fonds im Vergleich zu herkömmlichen Fonds in Puncto Rendite mithalten können.

Nachhaltige Investments werden zum Megatrend

Das Thema Klimawandel hat im vergangenen Jahr eine kaum zu erwartende mediale Präsenz eingenommen. Vor allem die Aktivistin Greta Thunberg und die von ihr angestoßene Bewegung „Fridays for Future“ rückte das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus. An den Kapitalmärkten hat sich das Thema „nachhaltige Investments“ zu einem Megatrend entwickelt, welchem sich Fondsmanager und Anleger kaum noch  verschließen können. Die Bedeutung der grünen Investments wird zukünftig noch deutlich an Fahrt gewinnen dürfen. Zudem sorgt die Politik für Rückenwind. Nicht nur die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzt zukünftig auf nachhaltige Themen (Green Fonds).  Auch die neue Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde, hat bereits signalisiert, dass sie mit Hilfe von geldpolitischen Maßnahmen den Kampf gegen den Klimawandel angehen will.

Was ist ESG?

ESG ist die englische Abkürzung für „Environment, Social, Governance“, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Allgemeine Beispiele für den Bereich Umwelt sind u.a. die Höhe des Energieeinsatzes, der Anteil erneuerbarer Energieträger, die Klimawandelstrategie und der Emissionsausstoß. Die Bereiche Soziales und Unternehmensführung lassen sich recht unkompliziert definieren. Beispiele hierfür sind eine gerecht Bezahlung der Arbeitnehmer, Einhaltung der Menschenrechte,  Verbot von Kinder- & Zwangsarbeit, Einhaltung der Arbeitszeiten, der Umgang mit Überstunden und die Möglichkeiten zur Schaffung von Freiräumen und Zeit für Familien. Darüber hinaus ist die inhaltliche Ausrichtung der ESG-Kriterien sektor- und unternehmensabhängig.

ESG-Fonds mit hohen Mittelzuflüssen

Investoren achten mittlerweile immer stärker auf das Thema Nachhaltigkeit, wie beispielsweise beim Gold. Gut 40 Prozent aller Neugelder in Fonds wurden europaweit im Jahr 2019 in ESG-Fonds investiert. Konventionelle Fonds sind derzeit deutlich weniger gefragt. Dies weckt Begehrlichkeiten. Es gibt aber Fälle von Banken oder Fondsgesellschaften, welche gleich ganze Fondspaletten mit einfachen Ausschlussfiltern ausstatten und diese als nachhaltig deklarieren. Dieser „Etikettenschwindel“ oder „green washing“ machen natürlich wenig Sinn.

Einen hohen Stellenwert im ESG-Kontext nehmen die Ratingagenturen, wie MSCI, ein. Diese bewerten Unternehmen nach ESG-Kriterien. Zwar ist die Bewertung von Ratingagentur zu Ratingagentur sehr individuell und unterschiedlich, da jede Agentur ihren eigenen Kriterienkatalog definiert hat, trotzdem erhöhen diese die Transparenz.

Nachhaltige Investments durchaus mit hoher Rendite

Anleger, die bei ihrer Geldanlage ökologische und ethische Kriterien berücksichtigen, beruhigen damit nicht nur ihr Gewissen. Auch die Performance muss sich überraschender Weise nicht hinter den herkömmlichen Fonds verstecken. Ganz im Gegenteil. Das globale Nachhaltigkeitsbarometer MSCI World SRI seit Januar 2018 um 4,7 Prozentpunkte besser abgeschnitten als sein konventioneller Bruder. Das gilt auch über einen kürzeren Zeitraum. Im Jahr 2019 lag der herkömmliche MSCI World Index allerdings um 2,6 Prozentpunkte besser.

Die gute Performance der „grünen Investments“ lässt sich unter anderem mit der stark gestiegenen Aufmerksamkeit für diese Anlageklasse erklären. Die hohen Mittelzuflüssen trieben die Kurse an. Ein weiterer Treiber ist die höhere Gewichtung von Wachstumswerten wie Microsoft oder Adobe im MSCI World SRI verglichen mit dem MSCI World sein. Anleger sollten bei der Fondsauswahl darauf achten, dass bei den im Fonds enthaltenen Aktien auch ökonomische Aspekte wie die Dividendenrendite oder das Gewinnwachstum des Unternehmens zum  Tragen kommen. Bei grünen Geldanlagen muss man nämlich nicht zwangsläufig auf Rendite verzichten.