Seit Monaten hält der Handelskrieg zwischen China und den USA die weltweiten Finanzmärkte in Atem. Gegenseitige Strafzölle machen sowohl den Unternehmen als auch den Konsumenten das Leben schwer. Obwohl sich in den letzten Wochen eine leichte Entspannung des Konflikts andeutete, ist eine Lösung immer noch in weiter Ferne. US-Präsident Trump spielt seit Monaten den starken Mann, doch schaut man sich den Verlauf des Handelskriegs genauer an, wird deutlich, dass China einige Asse im Ärmel hat.

Chinas Währung als Druckmittel im Handelskrieg

Der chinesische Yuan gilt als ein wichtiges Werkzeug im Handelskrieg. China wird seine Währung als Waffe einsetzen, indem sie den Yuan-Kurs nicht mehr stützen. Der  täglich von der Notenbank vorgegebenen Kurs darf nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschritten werden. So kann China den Kurs relativ unkompliziert in die eine oder andere Richtung drücken. Eine Abwertung verbessert nämlich die Wettbewerbschancen chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt und federt zudem  die wirtschaftlichen Folgen des Zollstreits mit den USA ab.

China hat den Yuan im Vergleich zum US-Dollar abgewertet

Quelle: VWD

China setzt auf Gold statt auf US-Dollar

Die chinesische Zentralbank kauft weiterhin massiv Gold. Mit Beginn des Handelskriegs im Jahr 2018 wurde damit begonnen, die Goldkäufe nochmals zu erhöhen. China verfolgt damit das Ziel, die immensen Währungsreserven weiter zu diversifizieren. Zudem wollen China aber auch Russland die Dollar-Hegemonie brechen und die Fähigkeit der USA verringern, den Zugang zum globalen Dollar-Zahlungssystem als Druckmittel zu nutzen. China hat im August weitere 5,91 Tonnen Gold gekauft, wie die Zentralbank des Landes mitgeteilt hat. Damit sind Chinas offizielle Goldreserven heute um fast 100 Tonnen höher als noch vor einem Jahr. Im Dezember 2018 hatte Chinas Zentralbank die ersten Goldkäufe seit 2016 gemeldet. Seitdem hat sie ihre Goldreserven Monat für Monat auf nunmehr 62,45 Millionen Unzen erhöht.

Es wird sogar vermutet, dass China weitaus mehr Gold besitzt, als es offiziell angibt.

US-Staatsanleihen als weiteres Druckmittel

Seit Beginn des Handelskrieges hat China massiv US-Staatsanleihen auf den Markt geworfen und so die Renditen der US-Bonds erhöht, was wiederum dazu führt dass die Schulden für die USA teurer werden. Noch ist der rote Drache der größte ausländische Gläubiger der US-Regierung. Doch im laufenden Handelsstreit zwischen den beiden Ländern könnte sich dies nun ändern. Japan hat China als größten Gläubiger der USA abgelöst. Im Juni besaß Japan amerikanische Staatsanleihen im Volumen von 1,122 Billionen US-Dollar, wie aus den veröffentlichten Daten des Finanzministeriums in Washington hervorgeht. Die von China gehaltenen Papiere hatten einen Wert von 1,112 Billionen US-Dollar. Wichtig bleibt zu beobachten, ob China weiterhin US-Bonds kauft oder als größter Käufer wegfällt. Durch ein Überangebot an US-Schuldtiteln würden deren Kurse fallen. Dies führt zu steigenden US-Zinsen, damit Staatspapiere für Anleger attraktiv bleiben und sich die USA weiterhin verschulden können – nur eben teurer. Sowohl für die Konsumenten als auch für die US-Wirtschaft wären steigende Zinsen negativ, denn die Auswirkungen auf die Konjunktur wäre gravierend. Denn das billige Geld war ein wesentlicher Faktor für die günstige wirtschaftliche Lage der vergangenen Jahre. Durch steigende Zinsen klettern die Kreditkosten für die USA nach oben.

Wirtschaftssanktionen innerhalb Chinas würden US-Unternehmen hart treffen

In den letzten Monaten wurde deutlich, dass sowohl die USA als auch China schnell und unkompliziert höhere Zölle umsetzen können. Da sich China aber in den letzten zwei Dekaden zur Werkbank der Welt entwickelt hat, besitzen sie nun eine weitere Waffe im Handelskrieg. Durch die günstigen Lohn- und Produktionskosten haben zahlreiche internationale Unternehmen ihre Produktion weitgehend nach China verlegt, so auch Apple. Alleine durch die Tatsache der günstigen Produktion ist es sowohl Amerikanern als auch Europäern möglich, Elektrogeräte, Kühlschränke oder sonstige Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch günstig herzustellen und zu vertreiben. China könnte durch Wirtschaftssanktion innerhalb des Landes ausländische Firmen stark unter Druck setzen oder gar dafür sorgen, dass die Produktion komplett lahmgelegt würde. Eine Verlagerung der Produktion würde Monate dauern und massive Kosten verursachen. Diese Kosten würden dann wohl zum Großteil an den Konsumenten weiter gegeben werden, was eine Rezession auslösen oder verschlimmern könnte

Fazit: China sitzt am längeren Hebel

Sicherlich ist die USA aktuell noch die Nummer 1 der Weltwirtschaft, doch die lange Zeit der USA als Weltmacht scheint sich dem Ende zu neigen. Achtet man auf die Details, wird klar, dass China am längeren Hebel sitzt. Die USA werden ihre Spitzenposition jedoch nicht kampflos aufgeben, sodass die Entwicklung der nächsten Jahre für Anleger genauestens zu beobachten bleibt.