Der Ölpreis hat seit Jahresbeginn deutlich korrigiert. So startete der Preis der Nordseesorte Brent das Jahr 2020 bei einem Preis von 67 US-Dollar pro Barrel und notiert aktuell nur noch bei 54 US-Dollar, was einem Rückgang von 18 Prozent entspricht. Selbst die großen Ölkonzerne kämpfen mittlerweile mit immensen Herausforderungen. Anleger stellen sich also die Frage, wann sie bei den Aktien der Ölkonzerne wieder zugreifen können.

 Quelle: VWD

Coronavirus drückt den Ölpreis

Der Ölpreis korrigierte in den letzten Wochen deutlich. Der Hauptgrund des starken Preisrückgangs beim Öl war das Coronavirus in China. Es wird immer offensichtlicher, dass das Coronavirus zunehmenden Einfluss auf die Weltwirtschaft hat und somit auch zwangsläufig auf den Ölverbrauch bzw. den Ölpreis. China ist nämlich der Big Player am Ölmarkt. Inzwischen hat sich das Virus über die Grenzen Chinas hinaus verbreitet. So gibt es aktuell schon in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, Südkorea, den USA, Australien und auch Europa Infizierte. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung in Peking ihren Staatsbürgern geraten, Reisen ins Ausland vorerst zu verschieben. In den besonders schwer betroffenen chinesischen Regionen wurden sogar rund 45 Millionen Menschen weitgehend abgeschottet. Neben dem Nah- und Fernverkehr wurden auch Flüge ausgesetzt. Zudem werden zahlreiche Produktionsstätten vorübergehend geschlossen. Fachleute der Energiewirtschaft erwarten inzwischen, dass sich der Ölverbrauch in China in diesem Monat um 25 Prozent reduziert.

OPEC will Ölpreis stützen

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) will unbedingt verhindern, dass der Brent-Preis unter 50 Dollar für das Fass fällt. Bei dem Treffen des Technischen Komitees der OPEC+, also inklusive Russland, wird es ergo um weitere Förderkürzungen zur Stützung des Ölpreisniveaus gehen. Angeblich ist dabei eine Förderkürzung um 500.000 Barrel Öl pro Tag im Gespräch. Auch Saudi-Arabien könnte nach aktuellen Meldungen zu Förderkürzungen bereit sein, angeblich liegt hier auch eine Reduktion der Förderung von bis zu einer Million Barrel am Tag auf dem Tisch. Somit würde die aktuell schwache Nachfrage durch ein deutlich geringeres Angebot aufgefangen, was wiederum zur Preisstabilisierung betragen dürfte.

Ölkonzerne stehen vor Herausforderungen

Der Ölpreisrückgang geht an den Ölkonzernen nicht spurlos vorbei. Die Ölpreiskrise von 2014-2015 schien überwunden. Damals brachte ein fallender Ölpreis die Ölkonzerne wie Chevron, Exxon oder Total erstmals gehörig ins Wanken. Da läuteten viele schon das Ende des Ölzeitalters ein. Doch das Blatt wendete sich und die Aktienkurse der Ölmultis kletterten wieder und beglückten die Aktionäre zudem mit üppigen Dividenden. Doch das Jahr 2019 verlief für die Ölmultis schleppend. Die Umsätze waren hoch, doch sanken die Gewinne deutlich. Durch den Ölpreisfall der letzten Wochen kommen die Ölkonzerne wieder in die Bredouille. Zahlreiche Aktionäre zogen bereits entsprechende Schlussfolgerungen und schickten die Aktienkurse dieser Unternehmen gen Süden.

Zum einen wird der Ölpreis natürlich der wichtigste Faktor für die Ölmultis bleiben. Zum anderen wird es aber auch darauf ankommen, ob und wie sich diese Unternehmen zukünftig aufstellen. Es wird unerlässlich sein, dass die Energieunternehmen sich breiter aufstellen und auch den Bereichen Gas, Petrochemie und erneuerbare Energien mehr Aufmerksamkeit schenken.

Anleger sollten geduldig sein

Damit der Ölpreis nochmal nachhaltig in Richtung 100 US-Dollar läuft, müsste die Weltwirtschaft stark wachsen und somit die Ölnachfrage explodieren. Ein weiteres Szenario  wäre ein externer Schock wie Krieg im Nahen Osten oder Angriffe auf wichtige Produktionsstätten, die zu einem ernstzunehmenden Produktionsausfall führen würden. Beide Szenarien erachten wir aktuell eher als unwahrscheinlich. Unserer Meinung nach ist es wahrscheinlicher, dass sich die weltweite Konjunktur abschwächt und somit die Nachfrage sinkt. Darüber hinaus sind die Auswirkungen des Coronavirus aktuell nicht seriös vorhersehbar. Bei einer weiteren Ausbreitung, dürfte die Krankheit die Ölnachfrage sowie den Ölpreis abwürgen. Zudem forciert die Politik den Wechsel von Öl auf erneuerbare Energien. Bei einem Ölpreis unter 50 US-Dollar sollten Anleger wieder über ein langfristiges Investment nachdenken. Auf solchen Niveaus sind Aktien von Ölkonzernen wieder ein attraktives Langzeitinvestment mit sprudelnden Dividenden.