Langfristig Potential von über 100 Prozent

In den Mainstreammedien kommt Russland meist schlecht weg. Vor allem die USA aber Länder innerhalb Europas versuchen Russland den wirtschaftlichen Aufschwung durch Sanktionen zu vermiesen. Auch bei Investoren war der Kauf von russischen Aktien in den letzten Jahren nicht en vogue. Das frühe WM-Aus in Russland hinterließ zudem bei zahlreichen Deutschen einen faden Beigeschmack in Sachen Russland. Dies sollten Investoren jedoch ausblenden, denn Putin führt das Land still und leise zu neuem Wirtschaftswachstum, sorgt für weniger Abhängigkeit von Amerika sowie Europa und hat mit China einen starken Verbündeten. Grund genug um, sich den russischen Aktienmarkt genauer anzuschauen, bevor der Zug nach Moskau abgefahren ist.

Die Rahmenbedingungen in Russland verbessern sich

Die russischen Daten sind fast zu schön, um wahr sein. Die Staatsverschuldung liegt bei nur 15 Prozent im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt. Davon können andere Länder nur träumen. Zum Vergleich: in Deutschland liegt diese bei 64, in den USA bei 108 und in Japan bei 236. Die Wirtschaft wächst um 1,8 Prozent und die Arbeitslosenquote liegt bei unter fünf Prozent. Die Agrarwirtschaft wurde umstrukturiert und modernisiert. Vom großen Weizenimporteur ist man heute einer der größten Weizenexporteure der Welt. Sowieso ist Russland ein Rohstoffriese. Neben Erdöl, Gas und Weizen verfügt das riesige Land über enorme Kupfer, Nickel- und Kohlevorkommen.

Putin verringert geschickt die Abhängigkeit von Amerika und Europa

Russlands Zentralbank hat im vergangenen Jahr eine Rekordmenge von 8,8 Mio. Unzen (rund 274 Tonnen) Gold gekauft. Dies sind 22 Prozent mehr als noch 2017. Somit verfügt Russlands Zentralbank derzeit (offiziell) über 2112 Tonnen Gold. Mit dem massiven Ausbau der Bestände schütz Russland sich vor Währungsrisiken. Das Weltfinanzsystem ist so aufgebaut, dass 70 Prozent des gesamten Zahlungsverkehrs auf den US Dollar entfallen. Doch jede Leitwährung, ob Dollar oder Euro, ist stark von Schulden belastet, sodass ihr Wert langfristig sinken muss. Der Ausbau der Goldreserven dient ebenfalls als perfektes Schutzmittel gegen Sanktionen, weil Washington Gold-Transaktionen nicht einfrieren lassen kann. Das zeigt das Beispiel Iran. Selbst bei schärfsten Strafmaßnahmen handelte Teheran weiter mit Öl, das unter anderem mit Gold bezahlt wurde. Russland begann mit den massiven Goldkäufen bereits 2014, nach der Verhängung der ersten Sanktionen seitens der USA und der EU. Im Sommer 2018 verkaufte die Zentralbank zudem fast alle US-Staatsanleihen, wobei sie auf die niedrigste Menge seit elf Jahren reduziert wurden. Nach Angaben des US-Finanzministeriums hatte Russland im März dieses Jahres US-Anleihen im Wert von 96 Mrd. Dollar. Im Sommer waren es nur noch 14,9 Mrd. Dieses Vorgehen der russischen Zentralbank ist logisch und einfach zu erklären.

Gold-Russland-Putin-Aktien

Frischer Ostrückenwind durch die „neue Seidenstraße“

Wirtschaftlich haben die Russen ein Ass im Ärmel. Nämlich das Projekt One Belt, One Road – die neue Seidenstraße. China investiert 900 Milliarden Euro in dieses Projekt. Russland will politisch und wirtschaftlich davon profitieren und befürwortet das gigantische Vorhaben. Im Kern geht es dabei um den Ausbau und die Verbesserung von Transportwegen von China nach Europa und Afrika. Hauptsächlich sollen moderne Häfen, Straßen und Bahnstrecken entstehen, um Waren zwischen Europa und Asien schneller transportieren zu können. Chinesische Firmen investieren vor allem in Sektoren in Russland, die besonders hohe Gewinne versprechen, vor allem Energie, Rohstoffe und Logistik. Zugleich wächst zudem der russisch-chinesische Handel stark. China hat vor einigen Jahren Deutschland als wichtigsten Handelspartner Russlands abgelöst. Die russische Wirtschaft kann diese neuen Finanzimpulse gut gebrauchen und bei Geschäften mit China dürfte es im Gegensatz zum Westen keinerlei Diskussionen zu Grundsatzfragen wie etwa den Menschenrechten geben. Auch in Sachen Rohstoffhandel wendet sich Russland immer mehr gen Osten.

Seidenstraße-Aktien-Russland-Putin

Russische Aktien sind günstig

Die Rezession ist überwunden. Das Bruttoinlandsprodukt wächst mittlerweile wie bereits erwähnt mit 1,8 Prozent. Von der Bewertung her sind russische Aktien aber nach wie sehr attraktiv. Der russische Leitindex weist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von nur 5,5 auf. Zum Vergleich liegt der DAX bei 12 und der S&P 500 bei 15. Laienhaft glauben zahlreiche Investoren, dass der russische Index fast nur aus Öl und Gasfirmen besteht. Diese Annahme ist aber ein Trugschluss. Besonders Unternehmen anderer Branchen in Russland sind sehr interessant. Die russische Fluggesellschaft Aeroflot belohnt seine Aktionäre mit einer Dividende in Höhe von 8%. Viele Gesellschaften zahlen zweistellige Dividendenrenditen und das auf dem operativen Gewinn. Zudem ist der russische Leitindex noch sehr weit von seinen alten Höchstständen entfernt. Für chancenorientierte Anleger mit einem Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren bietet die russische Börse nach wie Potential von über 100 Prozent, auch wenn der RTX seit 2016 knapp 75 Prozent zulegen konnte. Na dann: za zdarowje!