China investiert massiv in die „neue Seidenstraße“. Insgesamt will das Reich der Mitte 900 Milliarden Dollar in dieses Megaprojekt investieren. Entstehen soll ein weitverzweigtes Netz von Land-, See- und Luftwegen, welches durch modernste Logistikinfrastruktur wettbewerbsfähig wird. Europa, Afrika und Asien werden so näher zusammenrücken. China und Italien haben jetzt erste Kooperationsverträge unterzeichnet. Welche europäischen Länder werden folgen?
Projekt „ neue Seidenstraße “ soll China an die Weltspitze führen
Die „Belt and Road Initiative“, wie die Chinesen ihr Vorhaben nennen, ist das vielleicht ehrgeizigste Infrastrukturprojekt der Menschheitsgeschichte. China will sechs neue Wirtschaftskorridore erschließen. Mehr als 100 Staaten in Asien, Afrika und Europa könnten teilnehmen. Neue Eisenbahnlinien, Flughäfen, Straßen, Pipelines, Häfen und Sonderwirtschaftszonen sollen ein nahezu weltumspannendes Netz von Handelswegen und Transportrouten bilden, welches den Austausch von Waren und Dienstleitungen beschleunigen und erhöhen soll.
Seidenstraße kann den Westen spalten
Seit der Ankündigung des Projekts im Jahr 2013 wird in den Ländern der westlichen Welt kontrovers diskutiert, welche wahren Absichten der „Rote Drache“ mit diesem Projekt verfolgt. Die neue Seidenstraße soll zwar den Handel zwischen den beteiligten Ländern stimulieren, um auf diese Weise Frieden und Wohlstand in der Welt fördern. Kritiker befürchten jedoch, dass Peking durch das Projekt seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss weltweit ausbauen wird. Die westlichen Wirtschaftslenker haben vor allen Angst, dass China durch dieses Megaprojekt multinationale Unternehmen aufbauen wird, welche aus dem Reich der Mitte gesteuert werden. Vor allem die USA sieht diese Entwicklung sehr kritisch. Die Amerikaner sehen ihre Weltmacht allmählich schwinden. China selbst möchte an mehreren Fronten punkten. Das Land soll die Kredite gewähren, sichert sich gleichzeitig 90 Prozent der Bauaufträge und kann die so erschlossenen Länder, vor allem in Asien, als günstige Produktionsstandorte nutzen. In den letzten Jahren hat das „one belt one road Projekt“ auch schon die EU gespalten. 2017 blockierte Griechenland eine gemeinsame Erklärung der 28 EU-Staaten, mit der die Menschenrechtssituation in China verurteilt werden sollte. China hat seit der Krise im Jahr 2009 massiv in Griechenland investiert . Somit drängt sich der Verdacht auf, dass sich die griechische Regierung auf diese Weise bei China bedankt hat. Aktuell sorgt Italien für Gesprächsstoff.
Italien first
Italien hat das umstrittene Seidenstraßen-Abkommen mit China unterzeichnet, welches milliardenschwere Investitionen und engere Handelsbeziehungen zur Folge haben. Konkret erhalten italienische Firmen Aufträge in einem Gesamtvolumen von mehreren Milliarden Euro. Dabei sollen Stahlfabriken und Gasnetze in China gebaut, Gasturbinen geliefert und Landwirtschaftsprodukten wie Orangen und Schweinefleisch exportiert werden. Umgekehrt wird Peking unter anderem in die Häfen in Genua und Triest investieren. Italiens Minister für wirtschaftliche Entwicklung erklärte stolz, dass Italien das erste Land der größten sieben Wirtschaftsnationen G7 ist, das sich dem Seidenstraßen-Projekt anschließe. Die populistische Regierung in Italien gibt auch offen zu, dass sie mit diesem Abkommen die nationalen Interessen in den Vordergrund rückt. Gerade in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Lage erhoffen sich die Italiener dringend benötigte Impulse.
Gefahr von Abhängigkeit wächst
Nachdem das hochverschuldete Italien den Chinesen quasi den roten Teppich ausgerollt hat, hagelt es bereits Kritik von den anderen EU-Staaten und den USA. Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich beispielsweise kritisch, in dem er anmerkte, dass die europäischen Staaten nur bestehen können, wenn die EU geeint gegen „Riesen“ wie China, Russland oder auch den Vereinigten Staaten aufritt. Zudem befürchtet er, dass die Abhängigkeit von China signifikant zunehmen wird. Sollten weitere, vor allem hochverschuldete EU-Staaten auf den Seidenstraßen-Zug aufspringen, wird interessant zu beobachten sein, wie die Stimmung innerhalb der EU sich entwickelt. Ganz zu schweigen von der Frage, wie lange die Vereinigten Staaten noch tatenlos zusehen wie Ihnen die Butter sprichwörtlich vom Brot genommen.