Die US-Strafzölle gegen China sind, zumindest vorerst, kein Thema mehr. US-Präsident Trump schürt die Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit und sofort steigen die Kurse an den US-Börsen. Diese Entwicklung nutzte Trump, um via Twitter zu verkünden, dass er für die starke Entwicklung der Aktien in den USA seit seinem Amtsantritt verantwortlich sei. Hier stellt sich die Frage, ob wirklich Trump oder doch eher Aktienrückkäufe für die positive Entwicklung verantwortlich sind.

Trump brüstet sich mit steigenden Aktien

Seit Donald Trump US-Präsident ist, konnten die US-Börsen in der Tat deutlich zulegen. So stieg der S&P500 um mehr als 30 Prozent seit seinem Amtsantritt. Hintergrund sind insbesondere die Ende 2017 vom Kongress gebilligten Steuersenkungen. Sie führten auch dazu, dass die Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe der S&P-500-Unternehmen höher sind als vorher. Trump hat schon oft verkündet, dass er die US-Wirtschaft wieder auf Wachstum trimmen würde. Zudem wird Trump nicht müde immer den Vergleich der US-Börsen zu ihren chinesischen Pendants zu ziehen, welche deutlich schlechter performanten. Hier twittert er frei nach dem Motto: „seht her, in den USA läuft alles super, Chinas Wirtschaft schwächelt hingegen“.

 

Trump-Aktien-Aktienkurse-USA-SP500-China-SSE-Aktienrückkäufe

Quelle: VWD

Nur Aktienrückkäufe lassen Kurse steigen

Es ist jedoch ein anderer Faktor, der die Kurse der Aktien steigen lässt. US-Unternehmen kaufen vor allem wegen der Steuerreform von Präsident Donald Trump immer mehr eigene Aktien zurück. Die Aktienrückkäufe, der im S&P 500 gelisteten Firmen, erreichten im vergangenen Vierteljahr ein neues Rekordniveau. Tech-Riesen wie Apple, Alphabet Börsen oder Cisco haben gigantische Rückkaufprogramme aufgelegt und nutzen diese Maßnahme dazu, ihre Bewertungen an der Börse künstlich auf hohem Niveau zu halten. Kauft ein Unternehmen seine eigenen Aktien nämlich zurück, steigert dies den Wert der Papiere auf zwei Wegen. Einerseits sinkt die Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien, auf die sich der Unternehmensgewinn verteilt, so dass auf jede einzelne Aktie ein größerer Anteil entfällt. Und zweitens treten die Unternehmen am Aktienmarkt als Käufer auf und erhöhen damit die gesamte Nachfrage nach ihren Papieren. In den USA stehen zahlreichen Konzernen nach der Steuerreform zum Teil enorme Mengen an Liquidität zur Verfügung. US-Präsident Trump hatte zwar versprochen, derartige Mittel sollten genutzt werden, um in den Vereinigten Staaten zu investieren und neue Jobs zu schaffen. Einen Großteil dieser Gelder, das zeigen Statistiken, stecken die Unternehmen jedoch in den Rückkauf der eigenen Aktien. Das Volumen der Aktienrückkäufe in Amerika ist auf Rekordhoch.

Aktienrückkäufe kurz vor dem Crash auf neuen Hochs

Aktien-Aktienrückkäufe-Trump-USA Quelle: Birinyi Associates

2019 wurden bereits auffallend umfangreiche „Buybacks“ angekündigt. Die Bank of America errechnet ein Plus von 91 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Führend sind die Sektoren Gebrauchsgüter, Grundstoffe, Technologie und Finanzen. Tatsächlich sind die Unternehmen somit die größte Käufergruppe von US-Aktien.

Crashen die Börsen, wenn Aktienrückkäufe nachlassen?

Schaut man sich die Kursentwicklung im Jahr 2019 an, fällt auf, dass der Anstieg nach der Korrektur Ende 2018 mit sehr dünnem Volumen von statten geht. Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Aktienrückkäufe auf Rekordniveau sind, wird klar, dass diese Kurskosmetik die Aktienkurse nach oben katapultiert haben. Heißt im Umkehrschluss, dass institutionelle Investoren und Privatanleger fast gar nicht von der Kurserholung profitiert haben. Aber es gibt durchaus weitere negative Aspekte. Wenn sich das Unternehmen für einen Aktienrückkauf entscheidet, heißt das auch, dass die Überschüsse nicht in den Ausbau von Kapazitäten, die Forschung oder die Erschließung neuer Märkte investiert werden. Ein zusätzlicher Nachteil ergibt sich für Anleger, wenn Aktien zu überhöhten Kursen zurückgekauft werden. Folgt beispielsweise nach einem Aktienrückkaufprogramm eine Gewinnwarnung, infolgedessen der Aktienkurs einbricht, hat das Unternehmen die Aktien zu teuer zurückgekauft.

Ein Blick auf den Chart lässt wohl erahnen, dass es sich bei den Transaktionen der letzten Monate eher um eine gefährliche Kurskosmetik handeln könnte. Für die amerikanische Politelite sind die „Buybacks“ ebenfalls eine falsche Verwendung von Geld aus der Steuerreform. Eigentlich wollte man mehr Investitionen, höhere Löhne oder Gesundheitsvorsorge für Arbeitnehmer sehen. Sollte die Politik Rückkäufe tatsächlich begrenzen, dürften die US-Aktienmärkte in raueres Fahrwasser kommen. Wenn die eigenen Unternehmen als Käufergruppe wegfallen würden, dürften die Kurse aufgrund fehlender Nachfragen deutlich gen Süden tendieren. Bleibt festzuhalten, dass Trump eigentlich den amerikanischen Unternehmen für den Börsenaufschwung danken sollte, denn ohne Aktienrückkäufe würden die US-Indizes heute ganz woanders stehen. Stattdessen stellt sich Trump als Held der Finanzmärkte dar – ein gefährliches Spiel: denn auf der Titanic spielte die Musik auch bis zum bitteren Ende.