Die amerikanische Konjunkturlokomotive scheint auf Hochtouren zu laufen. Die Wirtschaft wächst aktuell mit 2,9 Prozent, die offizielle Arbeitslosenquote liegt mit 3,8 Prozent historisch niedrig und die Börsen haussieren. Alles in Butter möge man als Investor meinen. Ein Blick hinter den Vorhang verrät aber, dass sich die USA diese „heile Welt“ mit immensen Schulden erkaufen. Wie lange kann Schuldenkönig Trump das Publikum noch begeistern?
Trump setzt auf „America first“
Eins muss man US-Präsident Trump lassen: Er lässt seiner Ankündigung „America first“ seit Monaten Taten folgen. Eine neue Steuerreform wurde verabschiedet, er löste den Atomdeal mit dem Iran eigenmächtig auf und er setzt die vermeintlichen Gegner mit Strafzöllen unter Druck. Vor allem dank der Steuerreform sind die Unternehmensdaten positiv. Der S&P konnte in diesem Jahr um 3 Prozent zulegen. Auf den ersten Blick sollte man also meinen, dass der US Präsident seit seiner Wahl Amerika wirtschaftlich wieder „auf Kurs“ gebracht hat – dafür aber einen sehr hohen Preis bezahlen wird.
Quelle: Destatis
Der Kreditberg Amerikas wächst nämlich im Rekordtempo. Die Neuverschuldung unter US-Präsident Donald Trump stieg im Jahr 2018 bisher um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und zwar auf 779 Milliarden Dollar. Mehr Geld gab die Regierung für Militär, Rüstung und Heimatschutz aus. Weniger Mittel wurden hingegen für die Bildung bereitgestellt. Die Steuerreform sorgte zudem für weniger Einnahmen. Allein die Erlöse aus der Körperschaftsteuer brachen 2018 um 92 Milliarden auf nur noch 205 Milliarden Dollar ein. Trumps Reform hat das Land also fast ein Drittel seiner Unternehmenssteuereinnahmen gekostet. Umgekehrt mussten die US-Firmen weniger Steuern zahlen, was sich positiv auf deren Bilanzen auswirkte und nicht zuletzt in steigenden Börsenkursen endete.
Seit Ende letzten Jahres wuchs der US-Schuldenturm von 20.492 Mrd. USD um weitere schwindelerregende 1.126,1 Mrd USD per 2.Oktober 2018 an. Würde man diese Entwicklung annualisieren, läge die Neuverschuldungsquote für 2018 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bei satten 7,5%. Die hohe Quote ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie in eine Zeit fällt, in welcher die Wirtschaft schon boomt. Setzt man jetzt die Neuverschuldungsquote mit dem Wirtschaftswachstum ins Verhältnis, fällt sogar jedem Laien auf, dass Amerikas rosarote Wirtschaftswelt nur eine rosarote Schulden-Fata-Morgana ist.
Hohe Schulden und Zinserhöhungen werden zum Spielverderber
In den letzten Monaten hat Amerikas Schuldenorgie aber einen Spielverderber bekommen. Er heißt Jerome Powell. Dies lässt die Zinsbelastung der Kreditnehmer, sei es der Staat oder eben auch Privatpersonen und Unternehmen, spürbar steigen. Trump hatte die US-Geldpolitik bereits zuvor wiederholt öffentlich kritisiert, was für US-Präsidenten ungewöhnlich ist. Er ist über die Zinserhöhungen der FED verärgert und befürchtet, dass die „verrückte“ US-Notenbank den US-Wirtschaftsboom abwürgen könnte.
Doch damit nicht genug. China versucht auf diesen Zug aufzuspringen und verkauft immer mehr US-Staatsanleihen, was die Kurse drückt und die Renditen aufpumpt. In diesem Zusammenhang sei aber zu erwähnen, dass Amerika über eine eigene Druckerpresse verfügt. Somit könnten sie ihre Anleihen im Notfall selbst in unbegrenztem Volumen aufkaufen. Dies hätte natürlich eine steigende Inflationsrate zur Folge sowie eine weiter sinkende Attraktivität und Glaubwürdigkeit des Greenbacks zur Folge. Ist das nicht Trumps Ziel?
Die aktuelle Verschuldung Amerikas liegt bei 21,6 Billionen USD, die jährliche Zinslast erreicht schwindelerregende 300 Milliarden US-Dollar, was 1,5 Prozent des BIP entspricht. Hier wird deutlich, dass der Kreditballon bis zum Anschlag mit Dollarsteroiden aufgepumpt wurde. Dieser wird zwangsläufig platzen (müssen). Die FED hat sich zwar die Möglichkeit offen gelassen, die Zinsen wieder zu senken, dies würde jedoch wahrscheinlich erst in einer starken Rezession, wenn Trumps Wirtschaftsbaby im Brunnen liegt, passieren. Die Panik an den Finanzmärkten wäre damit vorprogrammiert.