Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Börsen in diesem Jahr einbrechen lassen. Die Aktienmärkte rauschten in den letzten Wochen gen Süden, erholten sich aber anschließend. Zykliker, welche konjunkturabhängig sind, mussten herbe Kursverluste hinnehmen und die Kurserholungen fielen bisweilen eher moderat aus. Kommt jetzt die Einstiegschance bei Zyklikern?

Quo vadis Weltwirtschaft?

Der Krieg in der Ukraine hinterlässt deutliche Bremsspuren in der Weltwirtschaft. Trotz der vergleichsweise geringen Wirtschaftsleistung Russlands ist die internationale Ökonomie abhängig von Russland, vor allem in Sachen Energie, Industrie- und Agrarrohstoffen. Jede Sanktion zum Schaden Russlands ist auch eine Sanktion, die dem Rest der Welt wirtschaftlich Schmerzen zufügt. Europa und dabei speziell Deutschland sind jedoch extrem abhängig vom russischen Gas. Und die weitere konjunkturelle Entwicklung wird dementsprechend entscheidend von den Gas- und Ölpreisen beeinflusst. Geht man vom Extremszenario aus, also dem kompletten Stopp der Gaslieferungen aus Russland, dann wird das bedeuten, dass die Firmen in Europa ihre Produktion verringern müssen.

Aktuell sind die Rohstoffpreise schon stark gestiegen.  Diese Preissteigerungen werden früher oder später an die Endverbraucher weitergeben und damit wird die Inflation weiterhin angeheizt. Der wirtschaftliche Aufschwung ist (noch) intakt, denn die Auftragsbücher der Industrieunternehmen sind voll. Sollten sich die Lieferketten entspannen, könnte die Produktion auf Hochtouren laufen. Der weitere Verlauf im Russland – Ukraine Konflikt wird also ein wichtiger Wegweiser für die Weltwirtschaft.

Zykliker (teilweise zu) hart getroffen

Geht es mit der Wirtschaft bergab, leiden vor allem Unternehmen, deren Geschäfte eng mit der aktuellen Konjunkturlage verbunden sind. Dazu gehören insbesondere Konzerne der klassischen Industrie wie Chemie, Auto- oder Maschinenbau. Die Aktienkurse von zyklischen Firmen wie BASF, Covestro oder Volkswagen wurden arg gebeutelt.

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Quelle: VWD

Rein fundamental sehen diese Unternehmen dagegen oftmals vielversprechend aus. So weist Volkswagen beispielsweise derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade einmal 5 aus, der Kurs-Buch-Wert notiert bei 0,5 und das Unternehmen belohnt seine Aktionäre mit einer erwarteten Dividendenrendite in 2022 von 5,2 Prozent. Diese Kennzahlen lassen das Herz von Schnäppchenjägern höher schlagen.

Zyklische Aktien antizyklisch kaufen

Anleger haben zyklische Aktien in den letzten Wochen aus dem Fenster bzw. Depot geworfen. Sehr wahrscheinlich zu Unrecht, denn bei einigen Zyklikern finden Anleger hohe Qualität vor. In einer Konjunkturdelle, wie wir sie jetzt vorfinden, macht es historisch betrachtet aber Sinn, Aktien von konjunktursensitiven Unternehmen zu kaufen bzw. verhältnismäßig überzugewichten. Wenn die Zeitungen voll negativer Wirtschaftsnachrichten sind, wenn Dividenden gestrichen und Mitarbeiter entlassen werden und Anleger skeptisch sind, macht es für Investoren Sinn – nach gründlicher Analyse – zyklische Aktien zu kaufen. Frei nach dem Börsenmotto: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“. 

Zykliker mit Qualität bieten Chancen

Das Geschäftsmodell wird entscheidend sein. Dieses sollten Investoren auf Herz und Nieren prüfen. Zudem sind zahlreiche Zykliker, gemessen an diversen Kennzahlen, aktuell schreiend günstig bewertet. Weiterhin entlohnen diese Zykliker ihre Aktionäre nach wie vor mit einer stabilen Dividende. In Zeiten von Null- und Minuszinsen ist dies ein echtes Pfund.

Bleibt festzuhalten, dass konjunkturabhängige Werte meist die größten Chancen nach einem Crash bieten. So nach der Finanzkrise 2009, als in den ersten drei Monaten der Erholungsrally zyklische Aktien besonders stark outperformten. Ein ähnliches Muster sahen wir nach dem Corona-Crash. Qualitativ hochwertige Zykliker haben jetzt die Chance den Turbo zu zünden und Anlegern wieder Freude zu machen. Natürlich nur solchen, die sich antizyklisch eingekauft haben.