Aktienrückkäufe waren in den letzten Jahren ein echter Turbo für die amerikanischen Börsen. Zahlreiche Unternehmen kauften massiv eigene Aktien zurück. Das billige Geld und die steuerlichen Vorzüge machen diese Kapitalmaßnahme für Unternehmen attraktiv. Sind diese Eingriffe sinnvolle Investitionen oder handelt es sich um ein teures Wagnis, welches sich ex post als schlechte Investition erweisen kann?

Aktienrückkäufe im Trend

Werfen wir einen kritischen Blick auf den Ablauf und die Auswirkungen dieser Aktienrückkäufe. Bei dieser von großen Konzernen häufig durchgeführten Kapitalmaßnahme kauft das Unternehmen seine eigenen Wertpapiere. Dadurch erhöht es die Nachfrage und stützt so den eigenen Aktienkurs. Diese Rückkaufprogramme sind jedoch streng an gesetzliche Regeln gekoppelt. Damit die Unternehmensleitung aber überhaupt tätig werden kann, muss sie dazu von der Hauptversammlung ermächtigt werden. Dort wird ebenfalls festgelegt, welchen Anteil am Grundkapital das Unternehmen zurückerwerben darf.

Während bei gewöhnlichen Anlegern die gekauften Aktien selbstverständlich ins Depot gebucht würden, vernichtet das Unternehmen in den meisten Fällen die erworbenen Wertpapiere. Aus dieser Vernichtung resultiert nach der Kursstabilität die zweite positive Folge für den Aktienkurs. Die Anzahl der Aktien sinkt, sodass der Gewinn je Aktie steigt, da dieser auf weniger Aktien zukünftig verteilt werden muss. Die Dividende wächst daher automatisch und erhöht wiederum die Nachfrage nach den Titeln.

US-Unternehmen kauften massiv Aktien zurück

Im ersten Halbjahr haben US-Unternehmen angekündigt, 2021 für gut 500 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückzukaufen und einzuziehen.

Die Rückkäufe sind damit so umfangreich wie noch nie und doppelt so hoch wie zum selben Zeitpunkt 2020. Mitte September genehmigte zudem der Verwaltungsrat von Microsoft ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 60 Mrd. US-Dollar. Das neue 60-Milliarden-Dollar-Rückkaufprogramm stellt einen satten Anstieg um 50 Prozent gegenüber den in den Jahren 2016 und 2019 genehmigten 40-Milliarden-Dollar-Plänen dar.

„Buy backs“ treiben die Kurse

Studien legen ganz klar einen positiven Zusammenhang zwischen Aktienrückkäufen und Aktienperformance nahe, zumindest in der kurz- bis mittelfristigen Sicht.

Betrachtet Anleger den Zeitpunkt der Aktienrückkäufe, so sieht man, dass diese meist zu Börsenboomzeiten ihren Höhepunkt erlebten. Das bedeutet, dass die Aktien zu einem verhältnismäßig hohen Preis gekauft wurden. 

Aktienrückkäufe-USA

Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research

Nicht selten werden Aktienrückkäufe dazu benutzt, um eine Wertentwicklung aufzupolieren. Das Hauptproblem bei Aktienrückkäufen liegt folglich darin, dass die Auswirkungen schlechter Managemententscheidungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung für alle Anleger sichtbar werden, da sie den Aktienkurs kurzfristig nach oben verzerren und den „uninformierten Aktionär“ glauben lassen, dass alles in bester Ordnung sei.

Kauf der eigenen Aktien hat nicht nur Vorteile

Ob solche Aktienrückkäufe sinnvoll sind, hängt von den genauen Umständen ab. Zunächst einmal kann es steuerliche Vorteile generieren, wenn ein Unternehmen mit seinen Überschüssen Aktien zurückkauft. Außerdem kann eine solche Maßnahme einen Schutz vor Übernahmen darstellen.

Aber es gibt durchaus signifikante Nachteile. Wenn sich das Unternehmen für einen Aktienrückkauf entscheidet, heißt das auch, dass die Überschüsse nicht in den Ausbau von Kapazitäten, die Forschung oder die Erschließung neuer Märkte investiert werden. Ein Nachteil ergibt sich für Anleger zudem, wenn Aktien zu überhöhten Kursen zurückgekauft werden. Folgt beispielsweise nach einem Aktienrückkaufprogramm eine Gewinnwarnung, infolgedessen der Aktienkurs einbricht, hat das Unternehmen die Aktien zu teuer zurückgekauft. Ein Blick auf den Chart lässt wohl erahnen, dass es sich bei den Transaktionen der letzten Monate daher eher um eine gefährliche Kurskosmetik handeln könnte.