Asien – Im Osten geht die Sonne auf
Vor fast genau zwölf Monaten breitete sich das Corona-Virus in China rasend schnell aus. Am 23. Januar 2020 wurde die chinesische Stadt Wuhan komplett abgeriegelt. Zu diesem Zeitpunkt war die westliche Welt noch weitgehend verschont. Inzwischen wissen wir, dass sich die Pandemie nahezu über den ganzen Erdball verbreitet hat. Während Europa und Amerika noch stark durch das Virus beeinträchtigt sind, läuft in Asien nahezu wieder alles auf Hochtouren. Es gibt kaum Infizierte, die Wirtschaft boomt und das soziale Leben läuft weitestgehend normal ab. Anleger und Investoren ist dieser Trend natürlich nicht verborgen geblieben. Die asiatischen Börsen locken mit zahlreichen interessanten Aktien.
Asiens Wirtschaft mit erfrischendem Rückenwind
Durch die Corona-Pandemie, welche in China ausbrach, drohte ein jahrzehntelanger Wirtschaftsaufschwung in Asien jäh zu Ende zu gehen. Laut den Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollte das asiatische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 stagnieren oder sogar rückläufig sein. Doch die Asiaten lösten die Corona-Krise vorbildlich und fanden schnell zu alter Stärke zurück. Vor allem China ist und bleibt die Lokomotive der asiatischen Wirtschaft. Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie hat Chinas Wirtschaft im Jahr 2020 ein beachtliches Wachstum hingelegt. Wie das Pekinger Statistikamt jüngst mitteilte, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im abgelaufenen Jahr um 2,3 Prozent. Das Wachstum fiel damit größer aus, als viele Analysten erwartet hatten. China ist damit laut Prognosen die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 nicht geschrumpft ist.
China ist die Nummer 1 im Welthandel
Es ist unbestritten, dass China mittlerweile die zentrale Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen hat. Die Entwicklung der letzten Monate hat diese Vormachtstellung nochmals gestärkt. Die „Werkbank der Welt“ hat die USA als stärkste Wirtschaftsnation abgelöst. Knapp 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung wird durch den roten Drachen erbracht. China ist zudem der weltgrößte Exporteur von Waren und der wichtigste Importeur von Energieträgern. Aber auch andere Länder wie Südkorea, Taiwan und Vietnam wachsen stark und stehen wirtschaftlich deutlich besser da als die westlichen Pendants.
Dies hat mannigfaltige Gründe. Zum einen hat Asien demographische Vorteile. Die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsen, zudem sind die Menschen im Schnitt jünger. Darüber hinaus wächst die Mittelschicht stark. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf hat sich in einigen asiatischen Ländern – beispielsweise in China – in den letzten 10 Jahren verdoppelt.
Freihandelsabkommen als zusätzlicher Wirtschaftsturbo
Nach acht Jahren Verhandlungen war es im Herbst 2020 soweit. 15 Staaten, darunter Australien, China, Japan und Südkorea bis Vietnam, haben sich auf das größte Handelsabkommen, mit dem Namen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), in der Geschichte des asiatisch-pazifischen Raums geeinigt.
Über 2,2 Milliarden Menschen leben in diesem neuen Handelsblock und produzieren mehr als 30 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Die neue Freihandelszone RCEP ist somit aktuell schon größer als der Handelsraum der Volkswirtschaften USA, Mexiko und Kanada, die durch den Nafta-Nachfolger USMCA miteinander verbunden sind.
Bedrohlich könnte das Abkommen für die nordamerikanische und die europäische Exportindustrie sein. Wer nämlich Zugang zu den Wachstumsmärkten in Asien haben will, soll dann auch in Asien produzieren.
Frühlingserwachen bei Börsen in Asien
Die asiatischen Volkswirtschaften insbesondere China, Korea und Taiwan waren erfolgreicher darin, die Pandemie einzudämmen. Chinas Wirtschaft ist inzwischen wieder auf dem Vorkrisenniveau zurück. Europa und die USA sind von diesem Zustand noch meilenweit entfernt. Nicht wenige Experten prognostizieren eine asiatische Dekade.
Das Wachstum in Ostasien wird immer weniger von den Bevölkerungszahlen getragen, stattdessen stärken Investitionen in Forschung und Entwicklung die Produktivität. Darüber hinaus wächst der Binnenkonsum massiv. Hier ist das westliche Niveau noch lange nicht erreicht und bietet somit Potential. Dieser Konsum wird mehr und mehr zum Wirtschaftstreiber. Zudem gehen wir von einer globalen Erholung der Konjunktur aus. Von diesem Effekt dürften die stark exportorientierten Wirtschaftsräume Asiens überdurchschnittlich profitieren.
Krise bringt oftmals einen Wechsel der Aktienfavoriten mit sich
Die Historie zeigt, dass große Krisen, z.B. im Ausmaß einer Pandemie, nicht nur für Volatilität an den Aktienmärkten sorgen, sondern in der Regel ebenfalls einen Favoritenwechsel bei Investoren mit sich bringen. Das Ende der Dotcom-Blase markierte beispielsweise das vorläufige Ende der Dominanz von Wachstums- und US-Aktien. Die folgende Ära von Value-Aktien und Emerging Markets fand ihr krachendes Ende in der Finanzkrise. Mit der globalen Pandemie könnte nun auch der nächste Favoritenwechsel vor der Tür stehen. In Asien finden sich echt günstig bewertete Wachstumsperlen, die Anleger unbedingt auf dem Radar haben sollten.