Im Jahr 2022 gehörte der brasilianische Leitindex Bovespa zu einem der wenigen Aktienindizes, welche das Kalenderjahr mit einem Plus abschließen konnten. Der Leitindex konnte das Jahr 2022 mit einem Plus von 6 Prozent abschließen. Vor allem die steigenden Rohstoffpreise und ein solides Wirtschaftswachstum waren für die steigenden Kurse an der Börse verantwortlich. Sollten nichtinvestierte Anleger sich jetzt noch beim Samba an der brasilianischen Börse auf das Börsenparkett wagen?

Rohstoffboom lässt Bovespa steigen

Im letzten Jahrzehnt standen Investitionen in brasilianische Aktien bei Investoren nicht im Fokus. Fallende Rohstoffpreise, politische Unsicherheit, eine niedrige Produktivität bei schwachen Wachstumsraten und hohe Inflationsraten machten der brasilianischen Wirtschaft zu schaffen. Dies machte sich auch an der Entwicklung der Landeswährung bemerkbar. Der brasilianische Real wurde im Vergleich zum US-Dollar immer schwächer.

Bovespa-Brasilien-Aktien-USD-Real-Dollar

Quelle: Infront

Doch das Blatt hat sich gewendet. Im Jahr 2022 war der brasilianische Bovespa einer der wenigen Indizes, die im Plus geschlossen haben. Vor allem die stark steigenden Rohstoffpreise und die Sanktionen gegen Russland, ein harter Konkurrent am Rohstoffmarkt, haben für steigende Kurse gesorgt. Diese Gemengelage führte zu einem soliden Wirtschaftswachstum. Das brasilianische Bruttoinlandsprodukt stieg im Jahr 2022 um drei Prozent. Immer wichtiger ist dabei die Agrarwirtschaft geworden. Der Agrarbereich steht mittlerweile für 25 Prozent der brasilianischen Wertschöpfung.

Gute Argumente für Aktien aus Brasilien

Der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas bietet Anlegern nachhaltige Argumente, welche für ein Investment am Zuckerhut sprechen. Die brasilianische Bevölkerung ist mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren recht jung, dynamisch und konsumfreudig, zudem wächst die Mittelschicht kontinuierlich. Etwa 50 Prozent der knapp 210 Millionen Brasilianer zählen mittlerweile zur Mittelschicht. Diese 100 Millionen Brasilianer dürften den Binnenkonsum mächtig ankurbeln. Von diesem aufstrebenden Markt möchten auch die internationalen Großkonzerne profitieren. Politisch scheint sich die Situation zu stabilisieren. Letztes Jahr wurde der links-orientierte Lula wieder zum Präsidenten gewählt. Er regierte bereits von 2003 bis 2010, war jedoch in einen Korruptionsskandal verwickelt. Nichtsdestotrotz war Lulas Amtszeit damals von einem robusten Wirtschaftswachstum, einer stabilen Währung und steigenden Aktienkursen gekennzeichnet. Dies schürt jetzt wieder Hoffnung bei den Investoren.

Bovespa (noch) günstig bewertet

Trotz des letztjährigen Kursanstieges ist der Bovespa nicht teuer.

Brasilien-Bovespa-Aktien

Quelle: Infront

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,3 ist der Bovespa aktuell recht günstig bewertet. Die Dividendenrendite liegt bei über 4 Prozent. Zu beachten ist jedoch, dass die Schwergewichte Vale (15%) und Petrobas (6%) über ein Fünftel des Index ausmachen. Sollten die Rohstoffpreise unter Druck geraten, würde sich dies massiv auf die Kursentwicklung des Bovespa durchschlagen.

Bovespa – demnächst weiter im Samba oder eher aus dem Takt geraten?

Brasilien steht sicherlich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der Investoren und gilt aus unserer Sicht eher als Depotbeimischung. Chancenorientierte Anleger sollten Brasilien dennoch genauer unter die Lupe nehmen. Sollten die Wirtschaftsdaten stabil bleiben oder sich gar weiter verbessern, können sich die Investoren auf eine weitere Runde Samba an Brasiliens Finanzmärkten einstellen.