Der Kupferpreis hat im ersten Börsenhalbjahr 2022 deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. Die signifikanten Zinsanhebungen der Notenbanken und die verbundene Angst einer Rezession haben sich selbstverständlich bei den Rohstoffen bemerkbar gemacht. Seit einigen Monaten steigt der Preis für Kupfer jedoch stark an. Kupfer, oftmals als Dr. Copper bezeichnet, ist häufig ein verlässlicher Frühindikator für einen Wirtschaftsauf- und abschwung. Investoren stellen sich die Frage, ob sie noch auf den Kupferzug aufspringen sollen oder ob das Rohstoffinvestment im wahrsten Sinne des Wortes bereits abgefahren ist.
Kupfer mit Comeback
Der Kupferpreis erlebte im Jahr 2022 eine Berg- und Talfahrt. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine stieg der Kupferpreis auf ein Rekordhoch von über 10.000 US-Dollar pro Tonne. Dann kam der herbe Absturz. Nach dem starken Inflationsanstieg reagierten die westlichen Notenbanken mit schmerzhaften Zinsanhebungen. Allen voran die amerikanische FED erhöhte den US-Leitzins in einem Rekordtempo. Die Zinsanhebungen schürten bei zahlreichen Anlegern und Investoren die Angst einer globalen Rezession. Neben der Geldpolitik sorgte auch die Null-Covid-Strategie Chinas für einen Abschwung der Wirtschaft. China ist nach wie vor die Lokomotive der Weltwirtschaft. Laut den Schätzungen der International Copper Study Group lag Chinas Anteil am weltweiten Kupferverbrauch im Jahr 2021 bei über 55 Prozent. So korrigierte der Kupferpreis im Jahresverlauf deutlich, wie man an folgendem Chart erkennen kann.
Quelle: Infront 02.02.2023
Ins Jahr 2023 startete der Kupferpreis fulminant. Bisher stieg der Preis für eine Tonne Kupfer um 9,7 Prozent auf 9024 US-Dollar (Stand 01.02.2023).
Erneuerbare Energien als Preistreiber
Der Trend zu erneuerbaren Energien treibt den Kupferpreis, da für grüne Technologien viel Kupfer und Nickel benötigt wird. Die hervorragenden Leitfähigkeiten für Elektrizität und Wärme machen das rote Metall bei einer Vielzahl von Anwendungen in den unterschiedlichsten Industrien wie im Automobil- oder Maschinenbau oder Telekommunikation unerlässlich. So werden E-Fahrzeuge und erneuerbare Energien bis zum Ende des Jahrzehnts laut Schätzungen voraussichtlich einen zusätzlichen Kupferbedarf von 100 Millionen Tonnen generieren. Das weltweite Angebot liegt dagegen bei 300 Millionen Tonnen.
Weitere Kurstreiber könnten immense Infrastrukturprojekte sein. Zahlreiche Nationen wie die USA, Kanada oder China haben entsprechende Programme bereits angekündigt. Dieser politische Stimulus sorgt entsprechend für eine höhere Kupfernachfrage auch aus diesem Sektor.
Knappheit und Engpässe bei der Versorgung mit Kupfer
Eine hohe Nachfrage und ein knappes Angebot dürften damit eine verlässliche Basis für steigende Kupferpreise bilden. Bergbaugigant Glencore sieht ebenfalls ein historisches Kupferdefizit auf die Wirtschaft zukommen. Den Schätzungen zufolge fehlen bereits bis 2030 etwa 50 Millionen Tonnen Kupfer zur Umsetzung einer Netto-Null-Emission, so wie es die Pläne der IEA (Internationale Energie Agentur) vorsehen. Eine Steigerung des Kupferangebots ist nicht in Sicht, da die Investitionen in den Kupfersektor immer noch verhältnismäßig gering sind. Die Branchengrößen bleiben wegen erhöhter Länder- und Betriebsrisiken zurückhaltend bei ihren Investitionsentscheidungen.
Kupfer – Jetzt noch einsteigen?
Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Rohstoffpreise zukünftig (moderat) weiter steigen werden. Historisch betrachtet sind Rohstoffe im Vergleich zur Geldmenge und zur Bewertung an den Aktienmärkten, selbst nach dem Preisanstieg der letzten Monate, günstig bewertet.