Zahlreiche Börsenindizes rund um den Globus markierten in den letzten Wochen neue Allzeithochs. Der chinesische Hang Seng Index hinkt dem S&P500, DAX und Co hingegen deutlich hinterher. In den letzten Jahren waren chinesische Aktien bei internationalen Anlegern nicht beliebt. Dies könnte sich wieder ändern, der Start ins Börsenjahr 2025 verlief vielversprechend. Seit Jahresbeginn liegt in China der Hang Seng satte 17 Prozent im Plus. Handelt es sich hier nur um eine Eintagsfliege oder schöpft der rote Drache wieder Kraft für einen starken und nachhaltigen Börsenaufschwung?

Börse in China enttäuschte

In den letzten Jahren hat Chinas Börse, insbesondere der Hang Seng Index, die Anleger enttäuscht. Die in der Vergangenheit eher schwache Performance im Vergleich zu den anderen internationalen Indizes wie dem amerikanischen S&P500, dem Nikkei oder dem DAX waren signifikant, wie folgender Chart eindrucksvoll zeigt.

 

China-Hang-Seng-Nikkel-DAX-USA

Quelle: Infront

Es gibt mehrere Gründe für diese Entwicklung. Internationale Investoren mieden den chinesischen Aktienmarkt vor allem wegen den politischen Risiken und dem hohen Einfluss der chinesischen Regierung. Darüber hinaus schwächelte die Wirtschaft in China. Das Wirtschaftswachstum liegt aktuell bei 5,4 Prozent. Von Jahren mit starken Wachstumsraten von 7 bis 8 Prozent können die Chinesen aktuell nur träumen. Zudem bleibt der Immobilienmarkt weiterhin ein Sorgenkind des Landes und belastet die Konsumenten zusätzlich.

Chinas Politik wird eingreifen

Sowohl die Regierung als auch die chinesische Notenbank haben die Gefahr erkannt und werden handeln. Auf politischer Ebene soll unter anderem versucht werden ausländische Investoren zu ermutigen, trotz der konjunkturellen Schwäche und der anhaltenden geopolitischen Spannungen in die Volksrepublik zu investieren. Schon Ende 2024 verkündete das Politbüro, die Wirtschaft mit erheblichen Unterstützungen zu stabilisieren. Anhand welcher konkreten Maßnahmen und Geldsummen die chinesische Wirtschaft weiter stabilisiert und gestärkt werden soll, ist noch unklar. Experten schätzen Maßnahmenpakete mit Volumen von ein bis drei Billionen Yuan, umgerechnet 136 bis 393 Milliarden Euro. Bereits jetzt scheinen die Ankündigungen zu wirken, da sich der chinesische Aktienmarkt zuletzt deutlich erholte. Auch empfing Xi Jinping den bislang geächteten Alibaba Gründer Jack Ma und rehabilitierte diesen. Damit sendete Xi ein starkes Signal an die Branche und an den Börsen legten chinesische Tech- Aktien entsprechend stark zu.

KI als Wichtiger Faktor für den chinesischen roten Drachen

Das Thema künstliche Intelligenz wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Geopolitik. Hier holt der rote Drache auf. Die Welle der künstlichen Intelligenz ist von den USA nach China übergeschwappt und sorgt für mächtig Kursfantasie an Chinas Börsen. Dies verursacht erste Sorgenfalten bei amerikanischen Tech-Unternehmen und deren Investoren. Seit der Veröffentlichung von DeepSeeks Chatbot R1 hat der Hang Seng Index bereits mehr als zehn Prozent zulegen können. Das KI-Modell von DeepSeek hat sich augenscheinlich als besser und günstiger als die besten westlichen Modelle erwiesen. Hier könnten sich Parallelen zum Tech-Boom in den USA auftun. Die stärkste Phase der US-KI-Rally hat erst wenige Monate nach dem Aufkommen von ChatGPT begonnen. In den ersten sieben Handelsmonaten nach dem Start von ChatGPT legte der Nasdaq100 rund 50 Prozent zu, einige der Magnificent7 kamen sogar auf ein Plus von über 100 Prozent, wie folgender Chart zeigt.

China-HAng-Seng-CHatGPT-ALphabet-Nvidia-Microsoft

Quelle: Infront

Internationale Ausrichtung von China bleibt spannend

Wirtschaftlich und technologisch geht es also bergauf in China. Die Bewertungen am Aktienmarkt sind auch nach dem jüngsten Kursanstieg relativ günstig. So ist der Hang Seng aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 bewertet. Zum Vergleich liegt der S&P500 bei 28 und der deutsche Leitindex DAX bei 20. Anleger sollten die politische Entwicklung jedoch im Auge halten. Der neue US-Präsident Donald Trump hat bereits Strafzölle gegen China angedeutet. Wahrscheinlich wird der Rote Drache mit Gegenmaßnahmen reagieren. Für die internationale Wirtschaft wäre es jedoch wichtig, wenn dieser erneut aufkommende Handelskrieg nicht eskaliert. Zudem ist das Thema Taiwan aktueller denn je. China will die Vereinigung mit Taiwan, notfalls mit Gewalt. Dann müsste China jedoch mit einer entschlossenen Reaktion des Westens rechnen. Diese hätten wohl auch massive Sanktionen zur Folge, welche das Zeug hätten, die gerade erst wieder wachsende chinesische Wirtschaft wieder nach unten zu ziehen.

Anleger sehen vermehrt Chancen in China

Für Anleger sollten die Konjunkturmaßnahmen von Vorteil sein, da diese die Kurse der chinesischen Aktien ankurbeln sollten. Neben Einzelaktien kommen natürlich auch börsengehandelte Fonds in Frage, welchen einen chinesischen Aktienindex abbilden, oder erfolgreiche, aktiv gemanagte Fonds Anleger sollten aber nur dann investieren, wenn sie auch eine gewisse Risikobereitschaft und einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren mitbringen. Wer jedoch den Mut aufbringt, auf den chinesischen Riesen zu setzen und auch Schwächephasen auszuhalten, hat durchaus Chancen auf eine ansehnliche Wertentwicklung.

Hier geht es zum Disclaimer.