Das Börsenjahr 2022 war bisher sehr turbulent. Im Zuge des Ukraine-Russland-Konflikts gab es im Frühjahr einen deutlichen Kursrutsch an der Börse. Nach einer Erholung wurde es ab dem Sommer wieder ungemütlich auf dem Börsenparkett. Leitzinserhöhungen der Notenbanken und die Angst vor einer Rezession schickten die Börsenkurse erneut auf Talfahrt. Das Sentiment ist aktuell schwer angeschlagen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor dürfte jedoch wieder die Saisonalität spielen. Rein statistisch stehen die besten Börsenmonate jetzt vor der Tür. Anleger stellen sich daher die große Frage: Crash oder Rally an der Börse? 

Turbulentes Jahr an der Börse – gefühlter Crash in den ersten 9 Monaten

Das Jahr 2022 war bisher ein sehr turbulentes und volatiles Börsenjahr. Nach dem Crash der Aktienmärkte im Februar und März kam es zu einer Erholungsrally, welche jedoch nur bis zu den Sommermonaten anhielt. Aufgrund der hohen Inflation waren die Notenbanken gezwungen, die Leitzinsen zu erhöhen. Die amerikanische Fed hat in diesem Jahr den Leitzins bisher drei Mal angehoben, die europäische EZB schraubte zwei Mal an den Zinsen. Höhere Zinsen lasten auf dem Aktienmarkt, da sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen mehr Geld für Kredite ausgeben müssen. Zudem wird der Konsum aufgrund der hohen Energie- und Nahrungspreise ausgebremst, da ein warmes Wohnzimmer und ein voller Kühlschrank wichtiger sind als Urlaub, Kleidung oder Unterhaltung. Diese Umstände haben bei Anlegern für Rezessionsängste gesorgt. So markierte der deutsche Leitindex DAX im Oktober neue Jahrestiefststände.

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Quelle: VWD, 20.10.2022

Argumente für den Saisonfaktor und eine Rally

Argumente für den Erfolg des Saisonfaktors gibt es einige. Das Weihnachtsgeschäft, Deadlines zur Steuerbilanzierung oder verstärkte Vertriebsmaßnahmen zum Jahresende. Die saisonal begründete hohe Nachfrage nach bestimmten Konsumgütern hat ebenfalls einen sehr stabilen Einfluss auf zahlreiche Branchen. Dagegen ist in den Sommermonaten an der Börse schlicht weniger los. Zudem betreiben  institutionelle Anleger zur Jahreswende das sogenannte Window-Dressing, in dem sie die Depots umschichten. Last but not least wird frisches Geld aus Zinsen und Dividenden reinvestiert, sodass die Indizes einen neuen Aufschwung erleben. 

Einfluss der Notenbanken könnte sowohl für einen Crash oder eine Rally sorgen

Sowohl die europäische als auch die amerikanische Notenbank haben die Leitzinsen in diesem Jahr erhöht und weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. Darüber hinaus hoben weitere Notenbanken wie beispielsweise die Bank of England, Norwegen und sogar die Schweizer Notenbank die Leitzinsen aufgrund der weiterhin sehr hohen Inflation an.

Auf diese Maßnahmen reagierten die Finanzmärkte verschnupft, sodass die Kurse von Aktien, Anleihen und Edelmetallen nachgaben.

Durch diese Zinsanhebungen wird das Dilemma jedoch immer deutlicher. Die Notenbanken stecken in der Sackgasse. Eigentlich müssen diese die Zinsen anheben, aber die in den letzten Jahrzehnten angehäuften Schuldentürme werden dies nicht verkraften können. Somit rechnen wir spätestens in den Wintermonaten mit einer Rolle rückwärts der Notenbanken und entsprechend Zinssenkungen oder Hilfsprogrammen. Dies sollte den Finanzmärkten wieder deutlichen Auftrieb verleihen.

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Quelle: Finanzen.net

Quo vadis Börsenherbst 2022?

Bei der GVS Financial Solutions arbeiten wir mit unserer hauseigenen GVS-Börsenampel, welche aus vier Faktoren besteht. Anhand dieser regelbasierten Anlagestrategie schalten wir die Emotionen Angst und Gier komplett aus. Einer dieser Faktoren ist der Saisonfaktor. Dieser ist ab Oktober wieder auf grün gesprungen. Bleibt ein externer Schock – wie beispielsweise die Eskalation des Ukraine-Russlands-Konflikts – aus und die Notenbanken kehren im vierten Quartal wieder zu einer lockereren Geldpolitik zurück, dürfte der Jahresendrally nichts Im Wege stehen.