In den letzten Jahren wurde deutlich, dass die amerikanische Notenbank FED bereit ist, schnell und massiv einzugreifen, wenn es an den Finanzmärkten ungemütlich wird oder wenn die Liquidität am Geldmarkt knapp ist. Dann flutet die FED die Märkte mit Liquidität, sei es in Form von Repo-Geschäften oder über Wertpapierankäufe, wie sie seit der Corona-Krise wieder vermehrt stattfinden. Doch diese Gelddruckorgie sorgt für Probleme, denn dem Markt fehlt keine Liquidität mehr, sondern er wird mit Liquidität regelrecht überschwemmt. Die Banken und Geldmarktfonds in den USA schwimmen derzeit in mehr Liquidität, als ihnen lieb ist. Sie wissen nicht, wohin mit dem Geld. Die Notenbank bemüht sich zwar diese Liquiditätswelle mit Reverse-Repo-Geschäften zu entschärfen, dennoch stellt sich die Frage, ob die FED nicht zu viel Geld gedruckt hat.
FED flutet Märkte mit Geld
Es begann im Herbst 2019 als erste Probleme auf dem Repo-Markt in den USA auftauchten. Den Banken und Geldmarktfonds fehlte schlicht die Liquidität am Markt. Die kurzfristigen Zinsen stiegen massiv an, weil sich die Akteure auf dem Repo-Markt nur noch zu hohen Zinssätzen gegenseitig Geld leihen wollten. Die FED schritt ein und „kaufte“ im großen Stil US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Allerdings waren dies keine Wertpapierkäufe im Sinne des Quantitative Easings (QE), wie es in der Finanzkrise 2007 eingesetzt wurde. Bei der im Jahr 2019 gestarteten Liquiditätsspritze, handelt es sich um sogenannte Repo-Geschäfte.
Bei diesen Repo-Geschäften schließt die US-Notenbank mit den Banken und Hedgefonds Rückkaufsvereinbarungen über verschiedene Laufzeiten ab. Heißt konkret, dass die FED die Banken mit Liquidität versorgt, diese im Gegenzug Wertpapiere hinterlegen, welche der Notenbank als Sicherheit dienen. Nach Fälligkeit dieser Repos bekam die Fed ihr wieder Geld zurück und die Banken und Hedgefonds erhielten wie vereinbart ihre Wertpapiere zurück. Im Zuge der Corona-Krise im Frühjahr 2020 setze die FED erneut Repo-Geschäfte ein um die Märkte schnell mit Liquidität zu versorgen. Nach einigen Wochen wurde diese Form der Geldspritzen jedoch durch ein noch größeres „Instrument“ ersetzt.
Die amerikanische Notenbank führte erneut massive Wertpapierkäufe ein, welche den Geldmarkt auf Dauer mit riesigen Mengen an Cash versorgen würde. Bei diesen Wertpapierkäufen in Höhe von monatlich 120 Milliarden US-Dollar gibt es keine Rückkaufsvereinbarung wie bei den Repos. So verhinderte die Notenbank einen drohenden Zinsanstieg und ermöglichte der US-Regierung zudem den größten Schuldenberg der Geschichte aufzutürmen.
Quelle: St. Louis FED
Zu viel Geld im Markt
Durch die Maßnahmen der Notenbank ist mittlerweile zu Geld im System und die Banken wissen nicht, was sie mit dem vielen Geld machen sollen. Die Notenbank hat das Problem erkannt und setzt sogenannten „Reverse Repos“ ein, um dem Markt Liquidität zu entziehen. Mit diesem „Reverse Repos“ wird die FED jetzt massiv Staatsanleihen an Kontrahenten verkaufen, um ihr Bargeld zu akkumulieren. Das heißt konkret, dass Banken und Hedgefonds ihre Liquidität bei der FED parken.
Quelle: St. Louis FED
.Am Morgen des 20. Mai 2021 hat die FED Treasury-Wertpapiere im Wert von 351 Milliarden US-Dollar über „Nacht-Reverse-Repos“ an 48 Gegenparteien verkauft. Die Lage ist paradox. Mit einer Hand kauft die Fed im Rahmen der QE monatlich 120 Milliarden US-Dollar an Treasruy-Wertpapieren und hypothekenbesicherten Wertpapieren. Auf der anderen Seite nahm die Fed über Nacht „Reverse-Repos“ im Volumen von 351 Milliarden US-Dollar zurück und machte damit fast drei Monate QE rückgängig.
FED in der Zwickmühle
Inzwischen fordern erste Marktteilnehmer, dass die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe drastisch zurückfährt. Doch die FED sitzt in der Zwickmühle. Eine Reduzierung des Quantitative Easings würde an den Börsen für deutliche Kursverluste sorgen, da die Akteninvestoren weiterhin auf Liquiditätsspritzen hoffen. Kauft die FED in den kommenden Monaten weiterhin massiv Anleihen und Immobilienpapiere auf, sorgt sie für ein immer größeres Ungleichgewicht zwischen zu viel Cash und zu wenig Sicherheiten auf dem Repo-Markt. Dies könnte wiederum die Banken in Bedrängnis bringen.
Es scheint, als ob der Schuldenturm welchen die Notenbanken über Jahre gebaut haben, langsam ins Wanken kommt.