Der Goldpreis hat seit Mitte August deutlich korrigiert. Die Aktienkurse der Goldminen gaben noch stärker nach. Der Goldminen-Index HUI liegt seit Jahresbeginn über 10 Prozent im Minus. Doch diese Korrektur bietet attraktive Chancen. Konservative Anleger können ihre Bestände an Gold und weiteren physischen Edelmetallen aktuell günstig auf- beziehungsweise ausbauen. Mutigere Investoren können die tiefen Kurse bei Goldminen antizyklisch zum Nachkauf nutzen, weil die Bewertungen historisch günstig und die Aussichten goldig sind.

Gold hält sich im aktuellen Zinsumfeld trotz Korrektur gut

Es herrscht aktuell (noch) ein schwieriges Umfeld für Edelmetalle. Durch die schnellen und hohen Zinssteigerungen der westlichen Notenbanken sind die Renditen bei festverzinslichen Wertpapieren stark gestiegen. Dies macht die nichtverzinste Anlageform Gold per se uninteressanter. Eine US-Staatsanleihe mit zweijähriger Laufzeit rentiert aktuell nämlich mit 5,08 Prozent. Somit wurde in den letzten Monaten viel Kapital von Gold in festverzinsliche Wertpapiere übertragen. In der letzten Woche kam dann ein – unserer Meinung nach übertriebener – panischer Abverkauf hinzu, wie folgender Chart zeigt. 

gold-goldminenaktien

Quelle: Infront

US-Notenbankchef Powell hat bei der letzten Sitzung angedeutet, dass die FED die Zinsen bis zum Jahresende nochmals anheben werde. Dies hat für Verkaufsdruck bei den Edelmetallen gesorgt. Zudem ist der US-Dollar im Vergleich zum Euro wieder deutlich stärker geworden und notiert aktuell bei 1,05. Ein starker US-Dollar ist ebenfalls tendenziell eher negativ für den Goldpreis.

Zudem ist die Stimmung angeschlagen. Es macht sich eine gewisse Unzufriedenheit bei den Goldanlegern breit, da der Anstieg über die mental wichtige Marke von 2000 US-Dollar pro Feinunze bisher nicht nachhaltig vollzogen werden konnte. In den letzten drei Jahren ist der Goldpreis in US-Dollar – mit einigen kurzen, zwischenzeitlichen Ausnahmen – nahezu unverändert geblieben. Dies sorgt bei so manchem Anleger für Ernüchterung und Sorge. Vor allem wenn man die Kursentwicklung mit einigen Technologie-Aktien wie Nvidia oder Netflix vergleicht. Aber diese Lücke wird sich schließen (müssen).

Diese Unzufrieden mag auf den ersten Blick verständlich sein, da sich zahlreiche Anleger – auch wir – in den letzten drei Jahren mehr vom Goldpreis erwartet haben. Bei einem genaueren Blick, bleibt aber festzuhalten, dass sich der Goldpreis in diesem Umfeld der gestiegenen Zinsen gut gehalten hat und in zahlreichen Währungen wie dem japanischen Yen, dem chinesischem Yuan oder auf dem Euro Nahe der Allzeithochs notiert. 

Physisches Gold bleibt gefragt

Beim physischen Gold in Form von Barren und Münzen erkennt man somit den inneren Wert des Goldes. Der Absatz von Barren und Münzen boomt indes gewaltig. Auf das Gold-Rekordjahr 2022 folgte ein Rekordhalbjahr. Ganze 330 Tonnen Gold kauften alleine die Zentralbanken in den ersten sechs Monaten 2023 – so viel wie noch nie. Das Edelmetall wandert von West nach Ost, denn knapp ein Drittel der Menge entfiel dabei auf China. Es gibt aber noch eine interessante Beobachtung: Der Aufschlag für Gold an der Shanghai Gold Exchange gegenüber dem US-Dollar Goldpreis steigt seit Mai kontinuierlich. Dies deutet auf eine stärkere physische Nachfrage nach Gold auf dem chinesischen Inlandsmarkt hin. Die Preisdifferenzen haben mehrere Gründe, darunter die Begrenzung von Goldimportlizenzen durch die chinesische Zentralbank, die abnehmende Wirtschaft und die steigende Nachfrage nach Gold in China. Hier koppelt sich der physische Preis endlich vom Preis des Papiergoldes ab – Tendenz steigend. 

Goldminenaktien bieten Potential        

Goldminenaktien sind temporär eine Anlage mit Hebelwirkung auf Gold. Die Gewinne der Goldminenaktien berechnen sich demnach aus der Differenz zwischen Förderkosten und dem Goldpreis. Bei stärkeren Aufwärtsphasen beim Goldpreis können Goldminen wie Anfang 2016 schnell 50 Prozent und mehr zulegen. Neben möglichen Kursgewinnen zahlen zahlreiche Goldminen in der Regel eine laufende Dividende, welche die Renditechance zusätzlich steigern kann. Die Volatilität bei Goldminen ist jedoch höher als beim physischen Gold.

Eine wichtige Kennzahl, die ein Anleger berücksichtigen sollte, ist das HUI-Gold-Ratio. Dieses gibt an, wie der Goldminenindex HUI im Verhältnis zum Goldpreis bewertet ist. Dieser Wert liegt aktuell bei 0,11, was historisch günstig ist. Nur im Jahr 2015/2016 und im Corona-Crash waren die Goldminen im Verhältnis zum Goldpreis günstiger bewertet.

Gold-Hui-Ratio

Quelle: Macrotrends

Wann wird der Goldpreis steigen?

Der entscheidende Faktor für den Goldpreis dürften die Zinsen sein. Sobald die Notenbanken die Leitzinsen wieder senken müssen, dürfte der Preis des gelben Metalls anziehen. Die Notenbanken sitzen jedenfalls in der Zwickmühle. Die hohen Zinsen würgen die Wirtschaft ab und machen die Zinszahlungen für die Schuldner immer teurer. Wir gehen davon aus, dass wir maximal noch eine Zinsanhebung in den USA sehen werden. Ab 2024 dürfte das Zinsniveau dann wieder nach unten angepasst werden. Sollte es zu einer Rezession kommen – wovon wir stark ausgehen –, werden die Notenbanken neben den Zinssenkungen weitere Konjunkturprogramme und Finanzhilfen zur Verfügung stellen, sodass sich die Geldmenge exorbitant erhöhen dürfte. Dieser U-Turn der Notenbanken würde den Edelmetallen spürbaren Auftrieb verleihen. Bis dahin sollten die Goldanleger durchhalten und nicht den Mut verlieren, denn nur Bares ist Wahres.

Antizyklisch kaufen

Die aktuellen Bewertungen und das negative Sentiment sprechen klar für einen Kauf. Ganz nach dem Motto von Staranleger Warren Buffett: „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind“. Schlussfolgernd bleibt festzuhalten, dass das gelbe Edelmetall nach einigen enttäuschenden Monaten vor einer goldenen Zukunft steht. Wie beschrieben, gehen wir davon aus, dass Zinssenkungen in Kombination mit neuen Konjunkturprogrammen und einer damit einhergehenden Geldmengenerweiterung für einen steigenden Goldpreis sorgen werden.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass geopolitische Spannung oder eine Finanzkrise 2.0 unserem Szenario zuvorkommen. Deshalb ist und bleibt das Edelmetall ein unverzichtbarer Kernbestandteil eines gutstrukturierten Depots.