Alle Jahre wieder stellen sich Investoren die Frage, ob es auch in diesem Jahr wieder zu einer Jahresendrally kommt. Rein statistisch gesehen, sind die letzten Börsenmonate des Jahres nämlich die erfolgreichsten. Getreu der Börsenweisheit „Sell in May and go away, but remember to come back at the end of September“. Was spricht in diesem Jahr für und was gegen eine Jahresendrally? 

Saisonalität spricht für Jahresendrally

Man könnte die Uhr danach stellen. Neigt sich das Börsenjahr dem Ende zu, springt Anlegern und Investoren so sicher wie das Amen in der Kirche das Thema „Jahresendrally“ in Form von Presseartikeln, Interviews oder Fernsehbeiträgen ins Auge.

Traditionell hoffen Anleger zum Jahresabschluss auf eine versöhnliche Jahresendrally. Natürlich lässt sich diese nicht vorhersagen. Doch dieses Mal stehen die Chancen ziemlich gut, dass steigende Kurse den DAX zum Jahresende in den Bereich um 16.000 Punkte treiben können. Dennoch sollten Anleger nicht zu blauäugig ins letzte Börsenquartal gehen, denn es lauern unterschwellige Gefahren. 

Rein statistisch betrachtet ist das letzte Quartal in der Tat ein sehr gutes, besonders die Monate November und Dezember. Der November legt durchschnittlich um 1,41 Prozent zu und ist damit nach dem März statistisch gesehen der zweitbeste Börsenmonat. Im letzten Monat des Jahres steigt der DAX durchschnittlich um 1,01 Prozent. Damit liegt der Dezember auf Platz 3 der besten Börsenmonate.

DAX-Jahresendrally

Quelle: finanzen.net

Moderate Bewertungen am Aktienmarkt 

Für einen weiteren Anstieg der Aktienkurse spricht neben der Saisonalität die moderate Aktienbewertung. So notiert das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beim deutschen Leitindex DAX aktuell bei knapp 15. Das amerikanische Pendant – Dow Jones Industrial Average – ist derzeit mit 23 bewertetet. Historisch betrachtet sind es moderate Bewertungsniveaus.

Jahresendrally-DAX-Dow-Jones

Quelle: VWD

Neben der Bewertung spricht auch das Sentiment für Aktien. Die Stimmung der Anleger ist neutral, also noch nicht zu gierig oder euphorisch wie aktuelle Daten des „Fear and Greed Index“ belegen.

Jahresendrally-Fear-and-Greed

Quelle: CNN Money

Inflation und Nullzinsen sprechen für Jahresendrally

Wir gehen davon aus, dass die aktuell hohe Inflation und das Nullzinsniveau immer mehr klassische Sparer zwingen, Alternativen zum Sparkonto oder zur Lebensversicherung zu finden. Da spielen Aktien eine wichtige Rolle. Langfristige Kurssteigerungen um 6 bis 7 Prozent im Schnitt und interessante Dividendenzahlungen helfen Anlegern die Kaufkraft zu erhalten.

In der Regel ist eine höhere Inflation zwar kurzfristig Gift für Aktien, da in Zeiten von höheren Teuerungsraten die Zinsen steigen. Zudem haben zahlreiche Unternehmen in inflationären Zeiten mit steigenden Einkaufs- und Produktionskosten zu kämpfen, sodass die Margen schrumpfen. Da die Schuldenberge enorm hoch sind, können die Notenbanken die Zinsen trotz ansteigender Inflation nicht anheben, da sonst die Wirtschaft abgewürgt und das Kreditkartenhaus einstürzen würde.

Alle Zeichen auf Grün – aber Vorsicht!

Insgesamt stehen die Chancen für eine Jahresendrally beim DAX daher gut. Das Überschreiten der 16.000 Punkte-Marke dürfte für frischen Wind sorgen. Dennoch sollten Anleger nicht sorglos in das letzte Börsenquartal des Jahres 2021 gehen. Ein Platzen der Immobilienblase in China, eine 4. Corona-Welle, ein Policy-Error der FED oder geopolitische Spannungen könnten zum „Schwarze Schwan“ werden, welcher die Börsen gen Süden schickt. Anleger sollten das Marktgeschehen somit im Auge behalten, denn die Börse ist keine Einbahnstraße.